Die Verpflegung in Schulkantinen ist größtenteils schlecht

Eine Studie der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zeigt deutliche Mängel in der Verpflegung der Schüler in den Schulkantinen. Es kommt zu viel Fleisch auf den Teller und zu wenig Obst und Gemüse. Die Gerichte weisen zu viel Zucker und Fett auf und mangeln an Vitaminen. Das sind nicht die einzigen Kritikpunkte.

Den Kindern schmeckt´s. Pizza, Fischstäbchen, Pommes Frites mit Ketchup oder Spaghetti mit Tomatensauce sind typische Lieblingsgerichte von Kindern. Ernährungswissenschaftlich sind das jedoch weniger optimale Gerichte, vor allem wenn sie zu oft konsumiert werden. „Als Ernährungsminister ist es mir wichtig, für gesunde und maßvolle Ernährung zu werben. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder Qualität auf den Teller bekommen“, erklärte Bundesernährungsminister Christian Schmidt gegenüber die Welt.

Daher lädt der Minister am heutigen Dienstag zum Bundeskongress Schulverpflegung nach Berlin, um dort die Ergebnisse Studie der zu präsentieren und zu diskutieren. Es wurden Bundesweit 760 Speisepläne ausgewertet und das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft. Die Hälfte entsprach nicht den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Zum einen werden zu häufig süße Hauptgerichte angeboten und des Weiteren seien die Speispläne insgesamt zu fleischlastig.

Die Schulen sollten auch im Bereich Ernährung ihren pädagogischen Auftrag umsetzen. Schließlich sind die ersten Jahre prägend, auch bei den Essgewohnheiten. Fettleibige Kinder und Jugendliche kämpfen oft ein Leben lang, um die in den jungen Jahren gesammelten Fettpolster wieder loszuwerden. In Europa ist schon jeder Zweite Bürger fettleibig und die Zahl der krankhaft Fettleibigen (Adipositas) nimmt zu. Die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation erklären in ihrem Bericht zur „Europäische Ministerkonferenz der WHO zur Bekämpfung der Adipositas“, dass sich Übergewicht wie eine Epidemie in Europa ausbreite und den Wohlstand künftiger Generationen gefährde. Bei den Drei- bis 14-jährigen sind es immerhin schon 15 Prozent, die unter Übergewicht leiden. „Jeder muss Verantwortung übernehmen – zunächst einmal die Eltern, dann sicherlich auch die Politik, die Wirtschaft, die Kitas und Schulen“, so Schmidt.

Aus der Studie geht hervor, dass über die Hälfte der Schulkantinen in Grundschulen nur ein Menü anbieten. Aus mehr als zwei Gerichten können nur 16 Prozent der Grundschulen wählen und bei den weiterführenden Schulen werden immerhin bei knapp jeder dritten Schule mehr als zwei Menüs angeboten. Das Angebot der Schulkantinen wird in den jeweiligen Bundesländern sehr unterschiedlich wahrgenommen. In Bremen gehen 94 Prozent in die Schulkantine, in Thüringen und Sachsen sind es rund 80 Prozent und in Hessen gerade mal jeder Dritte Schüler. Auch die Preise variieren stark, von 1,50 bis 3,27 Euro in Grundschulen sowie 1,5 bis 3,68 Euro an den weiterführenden Schulen. Um die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung einzuhalten müssten rund drei Euro veranschlagt werden. Die Kritik seitens der DGE ist, dass noch zu sehr auf den Preis in den Schulen geachtet wird, anstelle der Qualität der Speisen.

Die Auswahl der Gerichte wird in 64 Prozent der Fälle von der Schulleitung vorgegeben und bei fast 20 Prozent kümmern sich die Lehrer darum. Bei knapp sechs Prozent ist ein Mensaverein verantwortlich und bei gerade mal sieben Prozent werden die Gerichte von einem Verpflegungsausschuss, wie ihn die DGE empfiehlt, und an dem sich neben dem Schulträger und den Lehrern auch die Schüler und Eltern beteiligen, ausgewählt. Neben der Qualität des Schulessens und den Preisen spielt die Zeit eine Rolle in der Studie. Nur bei 39 Prozent der Schulen werden den Schülern mehr als 45 Minuten gewährt.

Die Studie sei laut Minister Schmidt ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Ziel muss sein, die gesamte Ernährung vom Kindergarten an neu auszurichten. Ich bin zum Beispiel sehr dafür, das Schulobstprogramm auch auf Kindergärten auszudehnen. Dann lernen schon die Jüngsten, wie schmackhaft Obst sein kann“, erklärt der Minister gegenüber die Welt. Berlin hat schon vorgelegt. Seit dem 01. Februar diesen Jahres gibt es an allen Berliner Grundschulen das Essen zum einheitlichen Preis von 3,25 Euro. Es wurden Verträge mit 22 Anbietern geschlossen, die täglich 88.000 Mittagessen liefern mit einem Auftragsvolumen von 47 Millionen Euro pro Jahr. Der Clou: Im Vertrag wurde festgehalten, dass 40 Prozent bezogen auf die Kosten Bio sein müsse. Damit ist Berlin die „Bio-Hauptstadt“ und zeigt den anderen Bundesländern wie´s geht.