PH-Teststreifen

Was ist „basisches Wasser“?
In letzter Zeit werden von verschiedenen Anbietern zum Preis von 800,00 bis über 3.000,00 € Geräte verkauft, die Leitungswasser – meist nach einer wenig leistungsfähigen Aktivkohle-Vorfilterung - in eine basische und eine saure Komponente zerlegen.
Die im Wasser gelösten Mineralien werden dabei mittels Elektrolyse durch zwei Elektroden getrennt, an denen eine Gleichspannung angelegt ist. In der einen Komponente werden die Metallionen angereichert, in der anderen Komponente hingegen sammeln sich die Nichtmetallionen. Auch das Wasser wird in Hydroxid-Ionen ((OH- = basisch) und Wasserstoff-Ionen (H+ = sauer) zerlegt.

Enthält das Ausgangswasser z. B. Kochsalz (NaCl), so entsteht auf der einen Seite eine Base, also Natronlauge, chemisch NaOH und auf der anderen Seite Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure), chemisch HCl. Die Natronlauge besitzt nun einen basischen pH-Wert und wird von den Geräteanbietern als „basisches Wasser“ bezeichnet, die Salzsäure liegt hingegen im sauren pH-Bereich und ist somit „saures Wasser“. Ein solches „basisches Wasser“ könnte sich übrigens jeder auch ohne teure Elektrolysegeräte sehr billig selbst herstellen, indem er reinem Wasser ein paar Krümel Ätznatron oder Ätzkali beimischt.

Das Leitungswasser enthält natürlich je nach Gegend auch andere Stoffe wie z. B. Kalziumsulfat (Gips), das dann durch Elektrolyse in Kalziumhydroxid (Löschkalk) und Schwefelsäure zerlegt wird.  Dem „basischen Wasser“ werden nun diverse Heilwirkungen mit der Begründung angedichtet, bei den meisten Menschen sei der Organismus übersäuert und das basische Wasser würde diese Übersäuerung beheben.

Als „Beweis“ werden etliche Einzelfallberichte genannt, nach denen zahlreiche gesundheitliche Beschwerden verbessert worden seien. Wissenschaftliche Nachweise für eine gesundheitsfördernde Wirkung von basischem Wasser gibt es jedoch nicht.
Es wird sogar argumentiert, ein Liter des so aufbereiteten „basischen Wassers“ habe die antioxidative Kraft von zehn Zitronen, obwohl Zitronensaft ganz und gar nicht basisch ist, sondern im Gegenteil extrem sauer (pH-Wert 2,4). Ein solcher Vergleich ist also nicht überzeugend, sondern belegt eher das Gegenteil.

Fotolia 26027597 SWarum „basisches Wasser“ nicht gesund ist
Eine basische Wirkung käme nicht einmal über den Magen hinaus, da der Verdauungssaft des Magens stark sauer ist und das basische Wasser sofort neutralisieren würde. Eher würde dadurch die Magensäure abgeschwächt und der Körper müsste gegenreagieren, indem er mehr Magensäure produziert. Berichten aus Japan zufolge sind dadurch bereits in vielen Fällen Magen-Darm-Probleme aufgetreten, besonders bei älteren Menschen, die oft nicht mehr in der Lage sind, ausreichend Magensäure zu produzieren.
Die Magensäure ist jedoch für die Verdauung äußerst wichtig, da die eiweißspaltenden Enzyme des Magens nur im sauren pH-Bereich aktiv sind. Da die Eiweiße nicht mehr ausreichend in Aminosäuren zerlegt werden können, können keine körpereigenen Proteine gebildet werden und die unverdauten Abfallstoffe können zu Allergien führen. Auch bestimmte Vitamine und Mineralien können so nicht mehr ausreichend resorbiert werden.
Eine zu schwache Magensäure bildet auch keine ausreichende Barriere für Parasiten, die somit in den Organismus gelangen und sich im Gewebe festsetzen können.

Instabiles Redoxpotenzial
Einige Anbieter von Wasserionisierern werben damit, das mit diesen Geräten erzeugte Wasser würde Elektronen freisetzen und durch das dadurch entstehende Redoxpotenzial freie Radikale binden.

Das Redoxpotenzial des „ionisierten Wassers“ ist jedoch so stark, dass zelluläre Redoxsignalmoleküle gestört werden, die für die Immunfunktion der Zelle von zentraler Bedeutung sind.

Andererseits ist dieses Redoxpotenzial „ionisierten Wassers“ instabil und geht durch Lagerung oder Transport sehr schnell wieder verloren.
Um ein optimales Redoxpotenzial zu erreichen, bedarf es keines „basischen Wassers“. Viele pflanzliche Lebensmittel enthalten die antioxidativen Vitamine A, C und E, die unsere Zellen viel wirksamer vor freien Radikalen schützen.

Fotolia 55532915 M„Basisches Wasser“ macht nicht basisch
Die meisten Lebensmittel, die im Körper eine basische Wirkung entfalten, haben in dem Zustand, in dem sie aufgenommen werden, gar keinen basischen pH-Wert wie umgekehrt säurebildende Nahrungsmittel im Ausgangszustand durchaus basisch sein können.
Obst, Gemüse und Blattsalate enthalten viel mehr Mineralstoffe als Wasser, auch als ionisiertes Wasser. Wer seinen Körper also alkalisieren möchte, kann das wesentlich einfacher mit diesen Nahrungsmitteln erreichen. Zudem sind die Mineralstoffe in diesen Lebensmitteln in Chelatkomplexen organisch gebunden und können vom Körper viel besser verwertet werden als die im Wasser gelösten.

Unser Körper ist tatsächlich häufig übersäuert. Das liegt aber in erster Linie an einer dauerhaft falschen Ernährung und einer zu geringen Versorgung mit Wasser. Denn außer den säurepuffernden Lebensmitteln brauchen wir auch Wasser als Transportmedium für die Abfallprodukte.
Das Ganze lässt sich nicht einfach so neutralisieren, indem man ab jetzt mit einem Wasserionisierer hergestelltes „basisches Wasser“ trinkt. Eine ausgewogene Ernährung in Verbindung mit reinem Wasser hilft viel mehr dabei, freie Radikale zu neutralisieren.

Verbesserung des Wohlbefindens durch „basisches Wasser“?
Warum werben die Geräteanbieter mit zahlreichen Heilungsaussagen und Fällen von Verbesserungen des Gesundheitszustandes und des Wohlbefindens?
Weil „basisches Wasser“ am Ende schon hilft. Denn zum einen ist Wasser ein schwacher Puffer und kann bereits bei geringer Änderung der Ionenkonzentration eine relativ starke Beeinflussung des pH-Wertes sowohl in Richtung sauer als auch in Richtung basisch bewirken, ohne dass eine nennenswerte physiologische Beeinflussung zu erwarten ist. Und weil man an die Wirkung glaubt, wird man automatisch mehr trinken. Schlussendlich ist „schlechtes“ Wasser besser als gar keins, da zumindest die Unterversorgung mit Wasser insgesamt dauerhaft ausgeglichen wird.

Was ist dran an der Behauptung, weiches Wasser sei schlecht fürs Herz?
Die Befürworter basischen Wassers argumentieren mitunter mit einer Studie aus Finnland, bei Menschen, die in Gegenden wohnen, in denen das Leitungswasser einen niedrigen Härtegrad aufweist, würden häufiger Krankheits- und Todesfälle durch Herzinfarkt auftreten als in Gegenden mit hartem Wasser.
In dieser Studie bleiben außer der Wasserhärte jedoch sämtliche weiteren Einflussfaktoren wie Ernährung, Lebensweise, Umweltbelastung und Art der Bestandteile im Wasser unberücksichtigt, was in der Zusammenfassung der Studie sogar genannt wird. Nicht berücksichtigt wurde auch, wie viele Menschen an anderen Ursachen wie z. B. Krebs (möglicherweise sogar früher) sterben. Jedes Leben findet ein Ende und der natürlichste Tod tritt durch Herzversagen ein.

WHO: Mineralien im Wasser haben keine positive Wirkung
In Europa ist laut den Trinkwasserrichtlinien der  Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Glaube verbreitet, dass natürliche Mineralwässer aufgrund ihres Mineralstoffgehaltes medizinische Eigenschaften oder andere gesundheitliche Vorteile besäßen.
Viele Getränkeanbieter nutzen diese aus der Tradition stammenden Vorurteile für ihre irreführende Werbung aus.
Die WHO verzichtet jedoch in ihren Trinkwasserrichtlinien darauf, Mindestmengen für essentielle Nährstoffe anzugeben und weist weiter darauf hin, dass bei Verwendung von Trinkwasser mit sehr geringen Mineralstoffgehalten in vielen Ländern der Welt keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit bekannt geworden wären (WHO-Guidelines for Drinking-water Quality, 6.5.2 Potential health benefits of bottled drinking-water S. 114).
„Basisches Wasser“ kann bei dauerhaftem Genuss zu Verdauungs- und Herzproblemen sowie Beschwerden durch Kalkablagerungen führen und ist somit nicht zu empfehlen.

WHO
Guidelines for Drinking-water Quality, 6.5.2 Potential health benefits of bottled drinking-water p. 114
There is a belief by some consumers that natural mineral waters have medicinal properties or offer other health benefits. Such waters are typically of high mineral content, sometimes significantly higher than concentrations normally accepted in drinkingwater. Such waters often have a long tradition of use and are often accepted on the basis that they are considered foods rather than drinking-water per se. Although certain mineral waters may be useful in providing essential micro-nutrients, such as calcium, these Guidelines do not make recommendations regarding minimum concentrations of essential compounds, because of the uncertainties surrounding mineral nutrition from drinking-water.

Packaged waters with very low mineral content, such as distilled or demineralized waters, are also consumed. Rainwater, which is similarly low in minerals, is consumed by some populations without apparent adverse health effects. There is insufficient scientific information on the benefits or hazards of regularly consuming these types of bottled waters (see WHO, 2003b).

Autor: Herr Bartos