Jesse Ventura

Jesse Ventura könnte auf den ersten Blick ein Türsteher sein. Er ist groß, muskulös und ein harter Kerl. Doch ihn nur auf sein Äußeres zu reduzieren, wäre ein Fehler. Jesse Ventura hat in seinem Leben viel erreicht. Er war bei den Navy- Seals, er war Profi-Wrestler und Gouverneur des Bundesstaates von Minnesota.

Vor einigen Jahren veröffentlichte er ein Buch unter dem Titel „Don’t Start the Revolution Without Me“, was soviel heißt wie „Beginnt die Revolution nicht ohne mich“. Jesse Ventura beschäftigt sich mit Themen ähnlich wie Michael Moore. Er prangert an, was falsch läuft in den USA. 2009 bot er dem amerikanischen TV-Sender „truTV“ eine Doku-Serie mit dem Titel „Conspiracy Theorie“ an. Zu seinem Erstaunen war der Fernsehsender bereit, die Doku zu kaufen. Es mag zum einen an der Person Jesse Ventura liegen, der mit seiner rauhbeinigen und forschen Art den typischen Amerikaner verkörpert, aber auch daran, dass die Amerikaner gegenüber ihrer Regierung misstrauisch sind und Verschwörungstheorien lieben. Seine Glaubwürdigkeit wird dadurch erhöht, dass er als ehemaliger Gouverneur nun selbst an der Transparenz der Regierung zweifelt. Die ersten sechs Teile der Doku-Reihe waren so ein Erfolg, dass eine 2. Staffel gedreht wurde.

 

In der zweiten Staffel beschäftigt sich Jesse mit dem brisanten Thema Wasserprivatisierung. Der Dokumentarfilm „Worldwide Water Conspiracy“ (Weltweite Wasserverschwörung) handelt zwar überwiegend von der Wasserprivatisierung in den USA, doch spielt sich weltweit überall das gleiche ab. In England hat dies schon zu Problemen geführt und in Deutschland geht die Privatisierung ebenfalls voran. Jesse Ventura macht deutlich, dass die Wasserversorgung von wenigen internationalen Konzernen organisiert und kontrolliert wird wie Nestle oder das französiche Unternehmen Veolia. Letzteres Unternehmen ist den meisten Menschen völlig unbekannt, beschäftigt jedoch 300.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 35 Milliarden Euro. Das Geschäftsfeld des sich selbst als Umweltdienstleister bezeichnenden ist die Wasserversorgung, das Abwassermanagement und der Personenverkehr. Laut Wikipedia versorgt Veolia in Deutschland „im Auftrag kommunaler Partner“ knapp 4,6 Millionen Bundesbürger mit Trinkwasser.

In der Doku geht es jedoch nicht nur um die Wasserversorgung. Auch um den Wahnsinn und den Betrug mit Flaschenwasser. Jesse Ventura zeigte den Amerikanern, dass sie beim Genuss von Perrier kein importiertes Wasser aus Frankreich trinken, sondern dass Nestlé die Flaschen seines Tochterunternehmens mit Wasser aus den Zuflüssen zum Lake Michigan abfüllt. Er betont auch den Irrsinn, dass die Großkonzerne den Menschen das öffentliche Gut Wasser wegnehmen, es in Flaschen füllen und an die Menschen verkaufen. Die Amerikaner sollen sich wehren und begreifen, dass sie etwas kaufen, was ihnen eigentlich schon die ganze Zeit gehört. Mal ganz abgesehen von der Umweltverschmutzung durch Plastik- und Glasflaschen und dem Transport der Flaschenwässer von den Abfüllfabriken in den Handel.

Jesse Ventura hat auch eine pikante Tatsache über Ex-Präsident George W. Bush veröffentlicht. In der Dokumentation wird das riesige Wasserreservoir Acuifero Guaraní erwähnt, das sich unterirdisch mit über 1,2 Millionen Quadratkilometern über die Länder Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay erstreckt. Schätzungen zufolge sollen sich in dem Reservoir 37.000 Kubikkilometer Wasser befinden, die den Weltbedarf für 200 Jahre decken könnten. Ein riesiger unterirdischer Schatz, wo doch Wasser nach Jesse Ventura wertvoller und teurer werden wird als Öl. Einen Teil hat sich im Oktober 2006 George W. Bush in Form von 40.000 Hektar Land in Paraguay gesichert, welches über dem Reservoir liegt. Selsamerweise wurde kaum etwas in den Medien erwähnt, als der amtierende Präsident, vetreten durch seine Tochter Jenna, die 40.000 Hektar Land kaufte. Einer der wenigen Verlage, die darüber berichteten, war der Guardian, der sogar Kontakt zum Gouverneur Erasmo Rodríguez Acosta der Region Alto Paraguay aufnahm. Senor Acosta bestätigte gegenüber dem Guardian, wenn auch inoffiziell, den Grundstückskauf.

Ob es jedoch dem amerikanischen Ex-Präsidenten um das Wasser geht, bleibt offen. Bush könnte genauso auf die größeren Vorkommen an Erdgas ein Auge geworfen haben, die dort vermutet werden. Schon zwischen 1932 und 1935 musste Paraguay dieses Gebiet gegen einen militärischen Angriff von Bolivien verteidigen. Damals hatte Standard Oil den Krieg für die Bolivianer finanziert, während British Petrol Paraguay finanziell unterstützte. Auf jeden Fall hat George W. Bush sich ein ertragreiches Stück Land gesichert. Man kann zu Jesse Ventura und seiner forschen Art der Berichterstattung stehen, wie man will. Doch mit dem Thema Wasserprivatisierung sollten sich die Medien und die Menschen wesentlich mehr beschäftigen. Vor allem sollte es mehr Aufklärung geben und kritischer hinterfragt werden. Der Prozess ist in vollem Gange und die Großkonzerne sichern sich ein Gut, das eigentlich für jeden Menschen kostenlos und ein Menschenrecht ist.

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