Smart-Meter

Der neue ‘intelligente‘ Stromzähler ist weiter auf dem Vormarsch. Während die Regierung die Bürger mit der neuen Technik regelrecht zwangsbeglücken will, mehren sich die Stimmen der Kritiker. Nicht nur die Kosten werden kritisiert. Das System ist mit der Vielzahl an gesammelten Daten ein mögliches Spionagewerkzeug. Zudem warnen Datenschützer, dass die Geräte leicht zu hacken wären. Auch die ausgehende Strahlung birgt ein hohes gesundheitliches Risiko für die Menschen. 

Die neuen intelligenten Zähler, die sogenannten ‘Smart Meter‘, sollen der Standard für die Verbrauchsmessungen von Strom, Wasser, Gas und Wärme werden. Neben dem reinen Gesamtverbrauch, messen sie die tatsächliche Nutzungszeit, die Verbrauchsquellen und andere persönliche Verbraucherdaten. Die aufgezeichneten Daten werden über eine digitale Kommunikationsschnittstelle (Internet, Mobilfunk, Stromnetz) automatisch an den jeweiligen Betreiber, sprich das Energieversorgungsunternehmen, gesendet.

Der Verbrauch wird kontinuierlich erfasst und kann in alle Zeitintervalle aufgegleidert werden, von Monaten bis in einzelne Minuten. Die Datensammelwut der kleinen intelligenten Zähler wird den Verbrauchern als Vorteil verkauft. Dies würde die Mehrtariffunktionalität ermöglichen, also einen Vergleich von verschiedenen Energiepreisen wie Wochenendtarife, Ferienhaustarife oder Singletarife. Neben einer intelligenten Netz- und Ressourcensteuerung spart der Verbraucher Geld. Die Versorger und die Regierung erhoffen sich unter anderem eine effizientere Energieverwaltung und ein Absenkung der Co2 Emissionen. Zudem muss der Zählerstand nicht wie bei einem regulären analogen „Ferrariszähler“ vor Ort abgelesen werden. Im Gegensatz zum Ferrariszähler ist der Versorger nun in der Lage den Verbrauch detailliert einzusehen und zu erkennen zur welcher Uhrzeit an welchem Ort der meiste Strom verbraucht wird. Studien haben ergeben, dass seit der Einführung des Smart Meter eine Einsparungseffekt von ca. 3 Prozent im Strombereich erreicht werden konnte. So vorteilhaft die neuen Smart Meter auch scheinbar sein mögen, es hagelt Kritik von allen Seiten.

Im US-Bundesstaat Kalifornien mehren sich die Proteste gegen die intelligenten Stromzähler und den fortlaufenden Austausch gegen die herkömmlichen Zähler. Es kam zu Straßenblockaden, weshalb einige Bezirke die Installation vorläufig eingestellt haben, bis das Ausmaß der potenziellen Gesundheitsrisiken durch die Smart Meter geklärt ist. Die neuen intelligenten Stromzähler stehen im Verdacht wegen ihrer übermäßigen Strahlenbelastung stark gesundheitsgefährdend zu sein.

Eine kleine Region in San Francisco hat es mittels einer Verfügung geschafft, die Einführung des Smart Meter für ein Jahr zu stoppen. Davon profitieren 70.000 von 260.000 Einwohner von Marin County. Begründet wird die Verfügung mit einem potentiellen Gesundheitsrisiko, welches von jedem Smart Meter ausgeht. In Folge der erhöhten Strahlungsbelastung leiden die Einwohner unter Tinnitus, Kopfschmerzen, Angstzuständen, Herz-Rhythmus- und Schlafstörungen sowie an Krebserkrankungen. 24 weitere kalifornische Bezirke planen ähnliche Aktionen und fühlen sich von der zuständigen Behörde ‘California Public Utilities Commission‘ (CPUC) im Stich gelassen.

Die kalifornische Consulting-Firma Sage Reports hatte im Januar 2011 eine Studie vorgestellt, in der die übermäßige Strahlenbelastung eindeutig belegt wurde. Die von dem Betreiber ‘Pacific Gas & Electric Co‘ (PG&E) in Kalifornien installierten drahtlosen Geräten verstoßen gegen das Sicherheitslimit der ‘Federal Communications Commission‘ (FCC). Weiter heißt es in dem Bericht, dass die Menschen in Wohnungen, Häusern und Geschäften, die mit einem so genannten „Collector Meter“ versehen wurden, die selbe Intensität von Strahlung abbekommen, als seien sie 60 Meter neben einem großen Mobilfunk-Sendemast. „Collector Meter“ sind Teil eines MESH-Netzwerks. Sie sammeln die Daten von bis zu 5.000 Smart Meter und leiten diese weiter.

Die Verbraucher selbst haben auch keinerlei Einfluss bzw. die Wahl welche Art von intelligentem Zähler bei ihnen am Haus angebracht wird. „Es gibt derzeit keinen Weg, im Vorhinein festzustellen, was für ein Gerät ein Haus- oder Gebäudebesitzer montiert bekommt“, heißt es in der Studie. Es obliegt dem Anbieter PG&E ob ein Smart Meter oder Collector Meter angebracht wird und die Option eines „Opt-out“, also Verzichts auf den Einbau eines intelligenten Zählers, gibt es seitens der PG&E generell nicht.

Bei der zuständigen Behörde ‘California Public Utilities Commission‘ (CPUC) gingen bereits mehr als 2.000 Beschwerden wegen Gesundheitsproblemen ein. Die wachsende Protestbewegung fordert mittels der Studie den Gouverneur Brown auf, die bereits installierten Geräte wieder entfernen zu lassen. Neben den gesundheitlichen Gefahren kam es auch zu zahlreichen Fällen in der die Abrechnung astronomisch gestiegen ist, welche auf fehlerhafte Hardware des Betreibers zurückzuführen ist. Ungenaue und zu hohe Rechnungen wurden auch vermehrt in Kanada und Australien dokumentiert. Einerseits, weil die Smart Meter ungenau arbeiten und andererseits weil die Betreiber die gesammelten Daten nutzen, um neue Tarife zum Nachteil des Verbrauchers zu entwickeln. Während zu den Hauptverbrauchszeiten die Versorgung teurer wurde, sind die kostengünstigen Tarife auf Uhrzeiten spät in die Nacht gelegt worden. Günstige Tarife gibt es wenn der Bedarf am wenigsten gebraucht wird.

Landesweit wurden in den USA schon über 65 Millionen Smart Meter installiert. Genau so schnell wie sich das Smart Meter Netz ausweitet, wächst auch die Anti-Smart Meter-Bewegung in den USA. Der Filmemacher Josh del Sol dokumentiert in seinem Dokumentarfilm „Take Back Your Power“ die Aktionen der Aktivisten, interviewt Experten und versucht vergebens Stellungnahmen der Energieversorger zu bekommen. Der Regisseur spricht von Aktivistengruppen in mehr als 40 Staaten in Nordamerika mit insgesamt über einer Millionen Beteiligten. Einige Regionen sind besonders aktiv. „Zum Beispiel British Columbia, wo von 1,8 Millionen Haushalten 200.000 den Smart-Meter-Einbau verweigert haben“, erklärt der Filmemacher. Der ehemalige Webentwickler fragte sich: „Warum wird dieses Thema nirgends diskutiert?“ und begann gemeinsam mit einem Kameramann Interviews zu führen. „Ich selbst wurde durch die Arbeit an diesem Film zum Aktivisten.“

In den USA werden die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern von Smart Meter immer schärfer. In der Hauptstadt stehen nur wenige Politiker dem Einbau kritisch gegenüber, da hier das Monopol der Energieversorgung beim Konzern Pepco liegt. Kein auf Karriere bedachter Politiker legt sich gerne mit einem Großkonzern an, der in vielerlei Hinsicht Macht und Einfluss hat. In welcher Art und Weise das Unternehmen Druck auf Gegner von Smart Meter ausübt, weiß die Lokalpolitikerin Acqunetta Anderson zu berichten. „Eine Woche vor Weihnachten“, erzählt Anderson, „entschied sich Pepco dazu, Briefe an Privatkunden zu verschicken. In diesen Briefen stand: Sollten die Kunden Pepco den Zutritt zu ihren Grundstücken verweigern, und die Smart-Meter-Installation verhindern, kann es passieren, dass ihnen der Strom abgestellt wird.“ Anderson kontaktierte Pepco umgehend, das Unternehmen lenkte ein. Doch nicht immer ist der Energieriese so einsichtig. Im Internet gibt es einige Videos die zeigen, wie Pepco Mitarbeiter sich gewaltsam Zutritt zu Grundstücken und Häusern verschaffen. Dabei werden Türen eingetreten. Zur Not werden die Installateure vor den uneinsichtigen Hauseigentümern mithilfe der Polizei beschützt.

Die intelligenten Zähler sind auch in Europa weiter auf dem Vormarsch. Im Juni 2014 veröffentlichte die EU-Kommission einen Bericht zum Stand der Arbeiten bezüglich dem Aufbau von Smart-Meter-Infrastrukturen in Europa. Daraus geht hervor, dass sich 16 Mitgliedstaaten für einen Rollout von 80 % der Smart Meter bis zum Jahr 2020 entschieden haben (Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien und Schweden). Hier wird bis 2020 eine durchschnittliche Durchdringungsrate mit Smart Meter von 95 % erwartet. Laut Bericht planen drei Mitgliedstaaten einen selektiven Rollout (Deutschland, Lettland, Slowakei). Bis 2029 strebe Deutschland eine Ausstattung von nur etwa 15 % der Anschlüsse an. Inzwischen ist der Einbau von bereits verfügbaren intelligenten Energiezählern („EDL21-Zähler“) nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWg) Pflicht.

Die Argumentation der Gegner von Smart Meter ist vielseitig. Dabei liegt der finanzielle Aspekt im Hintergrund. Den Gegnern sind besonders die gesundheitlichen Schäden aufgrund der erhöhten Strahlung sowie die Verletzung der Privatsphäre ein Dorn im Auge. Die Berichte über gesundheitliche Beschwerden häufen sich. Sogar die ‘American Academy of Environmental Medicine‘ (AAEM) stellte fest, dass die intelligenten Stromzähler eine potenzielle Gesundheitsgefahr darstellen , insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen. Aus einer offiziellen Empfehlung der AAEM geht eindeutig hervor. „In einem Haushalt, in dem Personen mit neurologischen oder neurodegenerativen Erkrankungen, genetischen Defekten, Krebs und anderen Krankheiten leben, sollten keine Smart Meter installiert werden. Zudem sollten Smart Meter im näheren Umfeld um die Behausungen von Patienten entfernt werden.“

Unabhängige Studien haben ergeben, dass besonders die Stärke und auch die Frequenz der ausgesendeten Impulse von Smart Meter für die Gesundheit gefährlich ist. Laut Schätzung der kalifornische Non-Profit-Organisation ‘Center for Electrosmog Prevention‘ (CEP) sendet ein einzelner Smart Meter so viel Strahlung aus wie 160 Mobiltelefone zusammen. Andere Studien ergaben ein Strahlungsniveau eines Smart Meter wie von 1.000 Mobilfunkgeräten.

In einem Artikel des ‘California Council on Science and Technology‘ (CCST), der basierend auf Industriedaten zustande, wird die Strahlung relativiert. Sie kamen zu dem Entschluss, dass Mobiltelefone Strahlungsintensiver seien. Diesen Bericht widerlegte der Strahlungsexperte und Dozent von der ‘University of California‘ in San Diego (UCSD), Daniel Hirsch: „Die Gesamtbelastung, die ein Smart Meter aus einem Meter Entfernung auf den Körper ausübt, ist im Durchschnitt doppelt so groß wie die durch ein Mobiltelefon – nicht etwa halb so groß.“

Ein Smart Meter muss zwangsläufig ein hohes Strahlungsniveau aufweisen, da es via WLAN mit allen elektronische Geräten kommunizieren muss. Dafür werden mehrere zehntausend Mikrowellenstrahlen pro Tag durch das Haus geschickt. Da der Smart Meter niemals abgeschaltet wird, wird somit das Haus rund um die Uhr mit WLAN und G3 Mobilfunk Mikrowellenstrahlung regelrecht „beschossen“.

Die im Haus gesammelten Daten werden dann in kurzen Intervall-Abständen über den installierten GPRS-Sender mit UMTS-Frequenz an das Versorgungsunternehmen gesendet. Das ganze basiert auf der Technologie ‘Power Line Carrier‘ (PLC). Der Nachteil dieser Technologie ist, dass die Frequenzen auch auf die installierten Kupferleitungen im Haus einstreuen und über diese abgestrahlt werden. Das erzeugt ein für die Gesundheit schädigendes Feld, welches auch als „schmutzige Elektrizität“ bezeichnet wird. Die Österreichische Ärztekammer warnte bereits, dass dieses Verfahren möglicherweise die Gesundheit der Menschen schädigen wird.

Auch von Seiten des Datenschutzes ist der Smart Meter mehr als bedenklich. Ein analoger Stromzähler wird einmal im Monat abgelesen und zeigt nur auf, wieviel Strom ein Haushalt insgesamt verbraucht. Der Smart Meter hingegen zeichnet in bis 15-minütigen Intervallen alles Mögliche auf. Dadurch lassen sich sehr viele Informationen über das Verhalten der Einwohner ermitteln. Wann jemand zu Bett geht, wann die Bewohner aufstehen, wie lange verschiedene Geräte (PC, TV, ...) benutzt werden, wann in der Küche Aktivitäten sind und vieles mehr. Durch die digitale Singnatur Ihres Fernsehers, wissen die Betreiber sogar welche DVD´s oder Programme angesehen werden. Datenschützer sind der Auffassung, dass sich mit den erhobenen Daten mehr Geld verdienen lasse als mit dem Stromverbrauch selbst.

Die Daten sind nicht ausreichend geschützt, wird von IT-Experten bemängelt. Ein Smart Meter ist für Hacker leicht zu knacken. Dadurch würden persönliche Daten nicht nur in falsche Hände gelangen, auch Nachrichtendienste anderer Länder haben dadurch einfachen Zugang zu den Funktionen der Smart Meter. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario kann auch ein terroristischer Anschlag sein, wenn ganze Regionen abgeschaltet werden und eine Gefahr für das gesamte Versorgungsnetz sind.

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