Neuzeller Klostergarten

Auf dem Gelände des Neuzeller Klostergartens -genauer gesagt unter dem Dach der parkeigenen Orangerie-kamen in der milden Abendluft des 15. Juni dutzende Gesangs-und Kulturliebhaber der Region zusammen, um der Vokal-Pop-Darbietung der Gruppe „So! Und nicht anders“ beizuwohnen.
Seit Jahren finden im -insbesondere-sommerlichen Neuzelle derartige Veranstaltungen und Auftritte statt, denn nicht umsonst genießt der Ort einen Ruf als Anzugspunkt für Scharen deutscher und europäischer Künstler, die ihre musischen Talente vor der Kulisse der jahrhundertealten Barockanlagen beweisen.
Im übervollen Veranstaltungssaal des Kulturcafés und inmitten einer Ausstellung der künstlerischen Schöpfungen Sylvia Runges, erklangen also um 19:00 Uhr diverse Tracks des jungen Mainzer A-Cappella-Quintetts aus ihren beiden bisherigen Alben „Kopf-Kino“ und „Stereo Typen“. Garniert mit kabarettistischen Einlagen, amüsanten Zwischenreden und humorvollen, sowie gesellschaftskritischen Songs, überzeugte die Performance von Benedikt Vogt, Josef Adugna, Nicolas Ries, Thomas Lang und dem Gründer der Formation Christoph Günster, was nicht zuletzt am ansteigend euphorischen Applaus oder der zweifach verlangten Zugabe zu erkennen war.


Kloster 2Betrachtet man ihren Vorsatz sich innerhalb neuer Publikumskreise einen Namen zu machen, war der -bislang östlichste-Auftritt dieser äußerst umtriebigen Band ein fester und sicherer Schritt zum regionalen Erfolg, den sie besonders in den Breiten Nord-und Ostdeutschlands gebrauchen können. Ihren eigentlichen Bekanntheits-und Erfolgsanker besitzen die Jungs von „SUNA“ nämlich im Rhein-Main Gebiet und der Gegend um Mainz, in denen ausverkaufte Auftritte ihrerseits keine Seltenheit darstellen, auch wenn die Tausender-Grenze hinsichtlich der Besucherzahlen noch nicht geknackt wurde. Doch ist man sich darüber im Klaren das die Geschichte der Gruppe mit einem Projekt für den Abi-Ball der Mainzer „Alfred Delp-Schule“ im Frühjahr 2007 begann, dann mag sich so mancher Zuhörer und/oder Leser dazu genötigt fühlen eine bewundernde Bemerkung von sich zu geben.
SUNA bestand zu dieser Zeit aus Vogt, Adugna und Günster, sowie zwei weiteren Sängern, deren Plätze im Lauf der Jahre immer wieder eine Neubesetzung erfuhren, bis sich schließlich im Dezember 2010  diese feste und -“hoffentlich“-letzte Besetzung etablierte. Ihr „künstlerisches Brot“ erlangten die Gesangstalente anfangs durch Cover-Versionen von „Wise Guys“-Songs mit Auftritten auf Hochzeiten, Geburtstagen, Familienfeiern, usw. bis Christoph Günster nach einiger Zeit, als -liebevoll betitelter-„Poet“ des Quintetts, die Verantwortung für Songwriting und musikalische Kompositionen übernahm.

Trotz der augenscheinlich hervorgehoben wichtigen Rolle Günsters, ist die Aufgabenverteilung innerhalb der Formation jedoch gleichmäßig verteilt (Finanzangelegenheiten, Probearbeiten, usw.) und jeder der fünf Vokalkünstler stellt mit Stimme und Persönlichkeit einen einzigartigen und wichtigen Teil des harmonischen Ganzen SUNA's dar. Anzunehmen, die herrschende charakterliche Diversität sorge für inneren Zwist und Konflikte, ist sicherlich nicht abwegig aber -traut man den Worten der einzelnen Mitglieder-anscheinend kein Problem sondern vielmehr bewährtes Erfolgsrezept der Sängergruppierung. Zudem teilen alle Fünf neben manchem kleinen und ihrem „großen Hobby“, eine tiefe Freundschaft, viele Stunden ihrer Freizeit (Fitnessstudio, Kino, etc.), sowie den alljährlichen Bandurlaub; zweifellos Angelegenheiten die zusammenschweißen. Doch auch von sich aus, empfindet jeder Mann des A-Cappella-Teams ein Gefühl der Schuldigkeit, den bereits langwährenden Zusammenhalt zu wahren, denn auch wenn es nicht jedem so erscheinen mag, sind drei Jahre fester Sängergemeinschaft eine tatsächlich lange und nicht unbedingt selbstverständliche Zeit.

Allerdings steht der oben genannte Term des „großen Hobbys“ für die Tatsache, dass das „hauptberufliche Bandleben“ SUNA`s noch in weiter Ferne liegt, unabhängig vomFleiß und dem Talent aller Mitglieder. Zu viel Geld verschlingen bislang die Finanzierung von Bandurlaub, Bühnenoutfits, Freizeit, Werbemitteln, CD-Arrangements, Spritkosten, etc., auch wenn diese Wunsch-Vorstellung für die meisten der Fünf „gefühlten“ Realitäten ist. Doch selbst mit der etwas bitteren Gewissheit, auf ein alleiniges Sängerdasein verzichten zu müssen, hofft man in der Gruppe -insbesondere Christian und alle baldigen „Nicht-Studenten“-auf die Möglichkeit einer langjährigen Zweigleisigkeit, die für das Fortbestehen eines so erfrischend kreativen und unkonventionellen Projektes von existenzieller Bedeutung ist. Bemerkenswert ist in dieser Sache außerdem, dass sich der Erfolg von SUNA völlig ohne die Unterstützung eines Protegés eingestellt hatund die Gruppe trotz mancher „Ups“ und „Downs“ auf ein großartiges Management verzichtet.
Hierin spiegelt sich zudem eine ihrer grundlegendsten Absichten wider, nämlich den Kommerz niemals vor den künstlerischen Inhalt zu setzen und auch wenn von März bis September 2012 eine kurzzeitige Zusammenarbeit mit der Artist Development Agentur „Onstock-Music“ stattfand, halten die Jungs von SUNA ihren aktuellen Zustand für optimal um sich Unabhängigkeit und Flexibilität zu bewahren und ihrer kreativen Energie freien Lauf zu lassen. Was würde wohl auch aus ihren Auftrittsreisen und Wochenendtouren werden, die sich -nach Günster-wie „große Klassenfahrten“ gestalten oder dem generell fließenden Übergang zwischen Job und Freizeit, Pflicht und Leidenschaft; alles in allem dem Spaß, der sich aus dem ungezwungenen, lockeren Miteinander der fünf Freunde ergibt und natürlich aus dem Gesang.

SUNA gibt sich hiermit als Ausnahmeerscheinung zu erkennen, deren Band-Motto nicht von der nahezu allgegenwärtigen Einstellung „Erfolg um jeden Preis“ geprägt ist; Und dennoch kann die Formation auf eine recht zufriedenstellende Palette von Erfolgen zurückblicken:
Vom Publikumspreis beim Koblenzer Kleinkunstfestival 2008, einem mehr als 1500-malig verkauften ersten Album („Kopf-kino“) seit September 2011, über diverse Fernsehauftritte im SWR, einem Auftritt beim internationalen Leipziger A-Cappella-Festival und einer bald 2000 Mann starken „Facebook-Community“, bis hin zu ihrem ersten offiziellen Auslandsauftritt im französischen Dijon, um nur einige Beispiele zu nennen.

Großes Gewicht tragen zudem die verschiedenen Konzerte, deren Anzahl von drei bis hin zu -in Stoßzeiten typischen-acht oder neun monatlichen Auftritten variieren kann und die vor allem in der zweiten Jahreshälfte viel vom SUNA-Team abverlangen, um schließlich im Auftrittsmonat Dezember zu gipfeln. Auch sonst hat die Gruppe viel zu tun und nicht selten zwingen sie die Massen an Beschäftigung, auf Auftritte für Familie oder Freunde und gewisse persönliche Vorzüge bzw. Möglichkeiten zu verzichten. Zeitmanagement und besonders gegenseitige Unterstützung besitzen darum einen hohen Stellenwert im künstlerischen aber auch im privaten Leben ihrer Mitglieder.

Auch wenn es flächendeckend noch mit keinem allzu hohen Bekanntheitsgrad glänzen kann, ist das Quintett überzeugt, sich auf dem richtigen Weg zu befinden und keinesfalls würden sie diesen Umstand auf ihren -einzig-deutschsprachigen Gesang zurückführen oder die fehlende Absicht fremdsprachig zu expandieren. Mit den Worten Günsters ist das potentielle Publikum in den deutschsprachigen Staaten Mitteleuropas groß genug und im Hinblick auf das Wirken der „Wise Guys“ ist dieser Teil des Kontinents (z.B. Beneluxstaaten, Österreich, Schweiz) kein unbegehbares Erfolgsfeld. Jene waren letztlich sogar dafür verantwortlich, dass deutsche Künstler auf dem internationalen Markt des Vokal-Pop einigermaßen ausgeglichene Chancen genießen und legten somit den Grundstein für die Arbeit SUNA`s und zahlreicher anderer deutschsprachiger A-Cappella-Gruppierungen.

Die „Wise Guys“ als direkte Idole SUNA`s zu bezeichnen wäre jedoch ein Fehlschluss, denn auch wenn sie eine bundesweite „Leitstern-Funktion“ ausüben, orientiert sich die Musik des Mainzer Quintetts an völlig anderen Einflüssen. Sobeispielsweise neben den gewöhnlichen  A-Cappella-Rhythmen, an Teilen verschiedenster Musikrichtungen wie Hip-Hop, Jazz, Pop, etc. -man könnte sagen völlig frei nach dem Musikgeschmack der Band-Mitglieder-die in ganz besonderer Art und Weise auf die Akkordstruktur der Lieder SUNA`s wirken.
Von jener ungewöhnlichen Mischung also konnte sich das Neuzeller Publikum -wie viele andere vor ihm-beeindrucken lassen, und es ist nur zu hoffen, dass dieser kurze aber durchweg unterhaltsame Besuch von „So! Und nicht anders“ einer von vielen sein wird im A-Cappella-durstigen Grenzgebiet an Oder und Neiße.

von Wolfgang Schiepeck

http://www.stift-neuzelle.de

Kloster 3
1 –Stiftskirche St. Marien
2 –Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz
3 –Klostergarten
4 –Kreuzgang mit Museum / Touristen-Informationen