Rätsel um Keime im Trinkwasser einer Hamburger Kita

Monatelang waren Eltern von Kindern aus der Kita in Hamburg Schenefeld wegen krankheitserregender Keime im Wasser besorgt. Lange Zeit stand selbst der Wasserversorger vor einem Rätsel, denn das Bakterium hielt sich hartnäckig. Letztlich wurde die Quelle gefunden der Verunreinigung gefunden, doch die Ursache bleibt weiterhin unklar und wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Ein Bakterium Namens „Pseudomonas aeroginosa“ wurde monatelang im Trinkwasser einer Hamburger Kita in Schenefeld nachgewiesen und hielt sich hartnäckig im Wassersystem. Selbst den Angestellten der Wasserwerke bereitete der Fall Kopfzerbrechen. Vorsorglich hat der Versorger sogar ein neues Leitungssystem im Kitabau installieren lassen um der Situation Herr zu werden. Trotz aller Bemühungen war der Erreger weiterhin im Wasser nachweisbar. Nach langer Suche wurde der Keimherd schließlich entdeckt. Die Keime kamen aus dem fabrikneuen Wasserzähler. Schnell breitete sich der Fall medial deutschlandweit aus. In gesamten Raum der BRD wurden von den Wasserversorgern Stichproben genommen und die Analysen haben ergeben, dass der Erreger Bundesweit in Wasserzählern nachgewiesen werden konnte. Neben dem Oldenburger Hersteller Allmess wurden bei zwei weiteren Herstellern die Keime in den fabrikneuen Wasserzählern gefunden. Die erste Maßnahme war sofort den Einbau neuer Wasserzähler einzustellen, eingelagerte Zähler zu untersuchen und tausende in Frage kommende, bereits installierte Geräte auszutauschen. Die Hersteller und Lieferanten verschärften die Hygienemaßnahmen und Warenkontrollen.

Alleine in Köln tauscht der Wasserversorger RheinEnergie über 3.000 Wasserzähler aus. In Hamburg, Düsseldorf oder in Augsburg wurde auf große Austauschaktionen verzichtet, doch es wurden in sensiblen Bereichen wie Kindergärten, Altenheimen, Schulen und Krankenhäusern Proben genommen und analysiert sowie in einigen Fällen speziell gereinigte Geräte für den Austausch verwendet. Es gilt schließlich das Vertrauen der Verbraucher und Kunden wieder herzustellen.

Obwohl die Wasserzähler als Quellen identifiziert wurden, ist die Ursache für den Keimbefall weiterhin unklar. Ob dieses Rätsel je gelöst wird ist unwahrscheinlich. Das Pseudomonas aeroginosa ist ein weit verbreiteter Keim, der in beinahe jedem feuchten Milieu beheimatet ist, selbst in Waschbecken, Duschen oder Spülmaschinen, weshalb er auch als Pfützenkeim oder Umweltkeim bezeichnet wird. Dennoch stellt er für manche Risikogruppen eine ernsthafte gesundheitliche Gefahr dar.

Besonders für Menschen mit geschwächter Abwehrfunktion, Kinder, kranke und ältere Menschen besteht ein erhöhtes Risiko der Infektion, was laut Professor Thorsten Kuczius vom Institut für Hygiene im Universitätsklinikum Münster „zu einer Wundinfektion, Lungenentzündung bis zur Blutvergiftung führen kann. Weitere Risikopatienten sind Mukoviszidose- und Bronchialerkrankte und Patienten nach schweren Operationen“. Zudem weist der Keim Resistenzen gegenüber Antibiotika auf, was eine Behandlung unter Umständen erschweren kann. Das Spektrum an Krankheiten, welche durch diese Bakterien verursacht werden, ist sehr umfangreich. Bei Personen mit entsprechenden Vorerkrankungen oder geschwächten Immunsystem kann der Erreger zum Teil schwere Infektionskrankheiten hervorrufen. Dazu gehören schwere Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen, Entzündungen des Innenohrs, des Nierenbeckens und des Herzmuskels.

Das Bakterium kommt auch im Haushalt vor, wie zum Beispiel in Duschen, Waschbecken, Spülmaschinen und Toiletten. Überall da wo Wasser lange steht, kann sich der Erreger optimal vermehren. Auch in Wasserleitungen die lange nicht genutzt wurden oder Wasserhähne an denen selten Wasser entnommen wird sind potenzielle Keimherd. Daher sollte man darauf achten die Leitungen im Haushalt regelmäßig zu spülen und nach langer Standzeit das Wasser eine Weile laufen lassen bevor das Wasser genutzt wird. 

Besonders interessant ist die Aussage des Produktmanagers Mario Klemp vom Unternehmen Elster Messtechnik GmbH aus Lorsch zu diesem Thema. Das Bakterium Pseudomonas aeroginosa würde nicht umsonst als Umweltkeim bezeichnet. Es finde sich an jeder dritten Wasserflasche im Supermarkt. Es seien auch nicht nur die drei in den Medien genannten Unternehmen betroffen, sondern die Wasserzähler der gesamten Branche. Noch nie war die Produktion in der Zählerindustrie für die Produktion steriler Produkte ausgelegt. Trotzdem werde das Unternehmen Elster Messtechnik mit externen Fachkräften eine umfassende Risiko-Analyse an den Fertigungsstandorten durchführen.

Es wäre interessant zu erfahren, ob der „Umweltkeim“ Pseudomonas aeroginosa wirklich an bzw. in jeder dritten Wasserflasche zu finden ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich ein Medienverlag, ein Verbraucherschutzverband oder -verein sich mal diesem Thema widmet und ein unabhängiges Labor für einen Wasserflaschentest auf diesen Keim beauftragt.

 

 

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