See

Im Bericht „Die Wasserrahmenrichtlinie“ des Umweltbundesamtes wurden unter anderem der Zustand Deutscher Gewässer, des Grundwassers und die Trinkwasserversorgung genau analysiert. Um die von der EU geforderte Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 umzusetzen und alle Gewässer in einen „guten Zustand“ zu bringen bedarf es einiges an Maßnahmen. Das Ziel wird wohl nicht vollumfänglich erreicht werden, auch weil Altlasten aus der Vergangenheit das Wasser verunreinigen.

Das Trinkwasser in Deutschland ist gut sagen die meisten Behörden und Experten. Hier und da mal kommt es in einige Regionen zu Keimbelastungen, die meist nach wenigen Tagen oder Wochen erfolgreich eliminiert werden können. Kritiker sehen das Trinkwasser in Gefahr. Die landwirtschaftlich bedingten Nitratbelastungen sind hoch und der massive Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht und beim Menschen ist ebenfalls bedenklich. Andere Medikamentenrückstände, Chemikalien von Industrie und Privathaushalten, Nanopartikel, Plastik, PAK und vieles andere belasten die Gewässer und das Grundwasser zunehmend. Wohin steuert Deutschland? Ist die Qualität des Trinkwassers auch in der Zukunft zu gewährleisten? Was muss dafür geschehen und wie ist die aktuelle Lage. Auskunft über die Zustände des Wassers in Deutschland und welche Probleme auf und zukommen gibt der aktuelle Bericht „Die Wasserrahmenrichtlinie“ des Umweltbundesamtes – ein Auszug (Quelle - UBA):

Landwirtschaft, Kommunen, Haushalte, Industrie, Schifffahrt und Bergbau: Sie alle nutzen das Wasser und beeinträchtigen den Gewässerzustand. Diese Nutzungen haben unterschiedliche Auswirkungen. In den meisten Fällen profitieren mehrere Nutzer von einem Gewässer und die Auswirkungen spiegeln somit die Summe der Nutzungen wider […] Die Querverbindungen zeigen beispielhaft die wesentlichen Auswirkungen auf die Gewässer. Die in der Abbildung dargestellten Nutzungen und Auswirkungen werden in den nächsten Kapiteln näher erläutert.

Landwirtschaft

Landwirtschaft 47 Prozent der Fläche Deutschlands − das entspricht 16,7 Millionen Hektar − werden landwirtschaftlich genutzt (2015). Ein Großteil davon ist Ackerland (12 Millionen Hektar). Knapp 5 Millionen Hektar werden als Dauergrünland vor allem als Weideland genutzt. 2015 gab es in Deutschland rund 281.000 Landwirtschaftsbetriebe, in denen 1 Million Personen beschäftigt waren (also rund 2 Prozent der deutschen Erwerbstätigen), die Mehrzahl davon allerdings im Nebenerwerb. Der Anteil der Betriebe, die ihre Erzeugnisse im Sinne der ökologischen Landwirtschaft produzierten, lag bei rund 6,5 Prozent.

Der Anteil der Landwirtschaft am gesamtdeutschen Bruttoinlandsprodukt beträgt derzeit lediglich 0,8 Prozent. Die heimischen landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind Grundlage der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Des Weiteren tragen die Verarbeitungs- und Zuliefererindustrie, die dem Landwirtschaftssektor zugeordnet sind, zur Wertschöpfung und Arbeitsplatzbereitstellung bei. Die deutsche Landwirtschaft erzeugt neben den Agrarprodukten jährlich im Durchschnitt auch einen Überschuss von rund 100 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Das bedeutet, dass nur etwas mehr als die Hälfte des eingesetzten Stickstoffes von den landwirtschaftlichen Nutzpflanzen aufgenommen und in Biomasse beziehungsweise Ertrag umgesetzt wird. Der Rest verbleibt auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen und gelangt in die Gewässer oder die Atmosphäre.

Im Vergleich zu den 1970er und 1980er Jahren haben die Stickstoffüberschüsse deutlich abgenommen und sind von über 150 auf etwa 100 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr zurückgegangen. Im Jahr 2009 wurde mit 84 Kilogramm pro Hektar das für 2010 gesteckte Nachhaltigkeitsziel von 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar nahezu erreicht. Die Stickstoffüberschüsse stiegen jedoch danach wieder an, so dass das Ziel verfehlt wurde. Dazu hat vermutlich der vielfältige Umbruch von Dauergrünland zum nachfolgenden Biomasseanbau (häufig Mais) beigetragen. Die Humusschicht von Grünland enthält 1.000 bis 7.000 Kilogramm Stickstoff pro Hektar, wovon nach dem Umbruch ein großer Teil in wenigen Jahren umgesetzt wird.

Die Werte seit 2010 unterscheiden sich nicht signifikant, so dass derzeit keine Trendaussage möglich ist. Aus Umweltsicht ist ein Überschuss von unter 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar anzustreben, den umsichtig agierende Betriebe auch einhalten können. Von den Stickstoffeinträgen in die Oberflächengewässer stammen fast 80 Prozent aus der Landwirtschaft. Auch beim Phosphor trägt die Landwirtschaft inzwischen etwa die Hälfte der Einträge bei, nachdem die Phosphorentfernung aus Kläranlagen wirksam wurde. Vor allem der ungleich verteilte Viehbesatz, der regional einen hohen Anfall an organischen Düngern und Nährstoffanreicherung in den Böden zur Folge hat, die mangelnde Einhaltung und Überprüfung der geltenden Düngeverordnung und auch die hohe Nährstoffverwendung in einigen Kulturen (beispielsweise dem Gemüseanbau) sind gravierende Gründe für Nährstoffbelastungen von Gewässern aus landwirtschaftlichen Quellen.

Fast 35.000 Tonnen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe setzt die deutsche Landwirtschaft pro Jahr ein. Dabei werden in Getreiden zwei bis sechs, in manchen Obstkulturen über 30 Wirkstoffe verwendet. Hier wurden die größten Gewässerverschmutzer bereits vom Markt genommen. Dennoch führen Atrazin und vor allem sein Abbauprodukt Desethylatrazin immer noch die Hitliste der Grundwasserfunde über dem Schwellenwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter an. Die Landwirtschaft in Deutschland unterliegt einer Reihe von ordnungsrechtlichen Umweltauflagen. Ausgehend von der EU-Nitratrichtlinie gibt es seit 1996 die Düngeverordnung, mit der die Einträge von Nitrat aus der Landwirtschaft in die Gewässer reduziert werden sollten. Sie wird derzeit überarbeitet, weil ihre Wirkung in der Praxis zu gering war.

Auch für Anlagen zur Lagerung wassergefährdender Stoffe, zu denen auch Jauche, Gülle und Sickersäfte gehören, werden derzeit bundesweite Vorgaben vorbereitet, um unter anderem Einträge aus Leckagen zu vermeiden. Der Pflanzenschutz wird von der EU-Pflanzenschutzmittelverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1107/2009) und dem deutschen Pflanzenschutzgesetz geregelt und durch ein Aktionsprogramm hinterlegt. Die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Gewässer sind vielfältig und je nach Standort unterschiedlich ausgeprägt.

Vor allem in der konventionellen Landwirtschaft können Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel durch Auswaschung, Abdrift, Erosion oder Versickerung durch den Boden in die Oberflächengewässer beziehungsweise in das Grundwasser gelangen. Diese diffusen Stoffeinträge aus der Landwirtschaft sind in Regionen mit hohem Tierbestand besonders hoch, wenn dort mit der Gülle mehr Nährstoffe auf den Wiesen und Feldern ausgebracht werden, als die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen. In Gebieten mit durchlässigen Böden gelangen die Nährstoffe mit dem Sickerwasser in das Grundwasser. In reinen Ackerbauregionen besteht dagegen oft ein Bedarf an Humusreproduktion durch Ausbringung von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft. Hauptproblem ist die fehlende Flächenbindung der Tierhaltung und deren ungleiche Verteilung in der Fläche. Ein überregionaler Gülleausgleich, also ein Transport von Überschussgebieten in Mangelgebiete, hat begonnen, ist aber wiederum mit logistischen Problemen und Kosten verbunden.

In stark landwirtschaftlich geprägten Räumen werden viele für die Landwirtschaft zu feuchte Flächen durch Dränagen entwässert und die Gewässer zum schnelleren Abfluss oft begradigt, tiefer gelegt, eingeengt und mit baulichen Hochwasserschutzeinrichtungen wie Poldern oder Schiebern versehen. Auen oder Überflutungsflächen fehlen häufig, ebenso wie Gewässerrandstreifen, die Nährstoffe und abgetragenen Boden zurückhalten. Das Fehlen Schatten spendender Ufervegetation führt zur Temperaturerhöhung in den Gewässern. In der Summe ist der Lebensraum vieler an das Wasser angepasster Tier- und Pflanzenarten eingeschränkt oder stark verändert. Für die natürliche Gewässerentwicklung stehen kaum Flächen zur Verfügung.

Seit dem 1. Januar 2005 sind die Landwirte in der EU zum Erhalt von Prämienzahlungen an die Wahrung von bestimmten Verpflichtungen („Cross Compliance“) gebunden. Für Umwelt- und Gewässerschutz fallen hierunter neben EU-Richtlinien (wie der Nitratrichtlinie) auch Vorgaben gegen Wasser- und Winderosion, für Humuserhalt und gegen die Verringerung des Grünlandanteiles. Mit der Agrarreform 2013 wurde das sogenannte „Greening“ eingeführt, das aus folgenden drei Anforderungen besteht: Anbaudiversifizierung, Flächennutzung im Umweltinteresse (Erbringung von ökologischen Vorrangflächen) und Dauergrünlanderhalt. 30 Prozent der Direktzahlungen erhalten die Landwirte nur dann, wenn sie diese Auflagen erfüllen. Betriebe mit mehr als 15 Hektar Ackerfläche müssen zunächst auf 5 Prozent der Ackerfläche ökologische Vorrangflächen einrichten. Es ist jedoch so, dass im Hinblick auf die ökologischen Vorrangflächen diverse unterschiedliche Nutzungsoptionen zugelassen sind. Inwieweit die ökologischen Vorrangflächen einen signifikanten Beitrag zum Schutz von Oberflächengewässern leisten können, ist daher noch nicht absehbar. Aus Gewässersicht können die ökologischen Vorrangflächen insbesondere dann einen Beitrag zur Verminderung des Eintrages von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln leisten, wenn sie als Pufferstreifen entlang von Gewässern angelegt sind. Solche Pufferstreifen können bis zu 10 Meter breit sein. Auf ihnen ist dauerhaft kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zulässig und sie dürfen während des ganzen Jahres nicht für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte genutzt werden.

Ausgenommen sind die Schnittnutzung oder die Beweidung. Leider ist der Bestand solcher Flächen auf eine Förderperiode begrenzt, während für den Gewässerschutz dauerhafte Randstreifen nötig sind. Auch auf freiwilliger Basis werden von den Landwirten Maßnahmen für den Gewässerschutz durchgeführt und aus Mitteln der Agrar-Umweltprogramme honoriert. Zusammengefasst sind trotz nachweislicher Verbesserungen die Nährstoff- und Pestizideinträge in die Gewässer derzeit insgesamt immer noch zu hoch. Neben den genannten Grundwasserproblemen mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln führen die Nährstoffe zum „schlechten Zustand“ vieler Fließgewässer und Seen sowie sämtlicher Küstengewässer. Deswegen müssen Nährstoffeinträge wie Stickstoff und Phosphor aus der Landwirtschaft eindeutig weiter vermindert werden.

Kommunen, Haushalte und Industrie

Jedes Jahr fallen in Deutschland rund 10 Milliarden Kubikmeter Abwasser in kommunalen Kläranlagen an. Davon ist etwa die Hälfte Schmutzwasser, die andere Hälfte Fremd- und Niederschlagswasser. Das Abwasser wird in fast 9.400 kommunalen Kläranlagen gereinigt, ehe es wieder in die Gewässer eingeleitet wird. Trotz der erheblichen technischen Fortschritte auf dem Gebiet der Abwasserreinigung sind die Nährstoff- und Schadstoffeinträge aus den Punktquellen in die Oberflächengewässer teilweise immer noch zu hoch und müssen daher weiter reduziert werden. Das betrifft zum Beispiel Phosphor sowie schwer abbaubare Schadstoffe aus Industrie und Haushalten, die in Kläranlagen oft nur unzureichend zurückgehalten werden. Aber auch Einträge aus Misch- und Regenwasserüberläufen sind in einigen Gewässern noch ein Problem.

Schadstoffeinträge in das Wasser sind möglichst bereits an der Quelle zu vermeiden. Die Schadstofffracht einer Einleitung muss nach dem deutschen Wasserhaushaltsgesetz (WHG) so weit reduziert werden, wie es nach dem Stand der Technik möglich und zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele erforderlich ist. Welche Stoffe aus dem Schmutzwasser entfernt werden müssen und welche Substanzen erst gar nicht ins Abwasser gelangen dürfen, regelt die Abwasserverordnung. Da das Abwasser aus Haushalten und diversen Branchen der Industrie meist ganz unterschiedliche Verunreinigungen enthält, unterscheidet die Verordnung nach der Quelle des Abwassers.

Die Stoffe in Industrieabwässern aus der Nahrungsmittelbranche, wie Schlachthäusern, Brauereien, Brennereien und Molkereien, sind zumeist biologisch gut abbaubar, so dass diese Betriebe oft an öffentliche Klärwerke angeschlossen sind. Die Abwässer der chemischen Industrie oder aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau enthalten biologisch schwer eliminierbare Stoffe und werden daher meist in werkseigenen Anlagen mit besonderen Verfahren gereinigt oder vorbehandelt. Auch Einleitungen von Misch- und Niederschlagswasser können die Gewässer belasten.

Insbesondere bei starken Niederschlägen kann dann Regenwasser gemeinsam mit Abwasser in die Flüsse gelangen. Neben der dadurch verursachten organischen Belastung von Bächen, Flüssen und Seen können auf diesem Weg (sowohl im Trenn- als auch im Mischsystem der Kanalisation) Schwermetalle wie Zink oder Kupfer aus Dächern, Regenrinnen oder Reifenabrieb ausgeschwemmt werden. Die Niederschlagswasserbehandlung muss daher weiter verbessert werden. Neben den stofflichen Belastungen beeinflusst die Urbanisierung auch das Gewässer als Lebensraum, da das Gewässer in der Vergangenheit in der Regel den Bedürfnissen von Siedlungen, industriellen Nutzungen oder Infrastrukturmaßnahmen untergeordnet und durch Begradigung, Verlegung und Verrohrung angepasst wurde. Zudem führen Hochwasserschutzmaßnahmen wie die Eindeichung zu einem weitreichenden Verlust an Überflutungsflächen und Auen.

Stoßartige Einleitungen nach Starkniederschlägen auf versiegelte städtische Flächen können auch in hydraulischer Hinsicht eine Belastung darstellen. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten sollte Regenwasser daher nach Möglichkeit naturnah bewirtschaftet werden. Dazu zählt die Versickerung ebenso wie die Erhöhung der Verdunstung. Falls dies nicht möglich ist, muss das abfließende Niederschlagswasser gegebenenfalls in ausreichend großen Rückhaltebecken gesammelt, zwischengespeichert und gedrosselt wieder abgegeben werden. Der nach wie vor zu hohe Flächenverbrauch durch private Haushalte, Industrie und Verkehr hat gravierende Auswirkungen auf Natur und Landschaft.

Derzeit beträgt der Flächenverbrauch in Deutschland etwa 69 Hektar pro Tag, angestrebt wird eine Reduzierung auf 30 Hektar pro Tag. Wenn der Flächenverbrauch so hoch bleibt, ist auch die angestrebte Reduzierung von Niederschlagswassereinleitungen schwierig. Schadstoffe aus der Industrie sind besonders dann problematisch, wenn sie sich in der Umwelt anreichern, beispielsweise im Sediment von Flüssen und Seen, und kaum oder überhaupt nicht abgebaut werden. Teilweise sind diese Stoffe zusätzlich bioakkumulierend, das heißt, dass sie sich in Organismen anreichern können.

Die Liste dieser chemischen Substanzen ist lang. Zur flächendeckenden Verfehlung des „guten chemischen Zustands“ in den Oberflächengewässern haben vor allem Quecksilber und die sogenannten „PAK“ geführt. Diese polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe gelangen bei jedem Verbrennungsprozess von organischem Material wie Holz, Kohle oder Öl in die Umwelt oder sind Bestandteil von fossilen Brennstoffen und somit auch von vielen Produkten, die beispielsweise Erdöl enthalten. Auch Quecksilber gelangt hauptsächlich über die Energiewirtschaft durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Umwelt. In der Atmosphäre reagiert es kaum mit anderen Stoffen und verteilt sich so mehr oder weniger flächendeckend über große Entfernungen. Weitere Eintragspfade sind der Abbau von Quecksilber oder die Veredelung in der Metall verarbeitenden Industrie.

Bergbau und Wasserentnahmen

In Deutschland werden vor allem Braunkohle sowie Kali- und Steinsalz abgebaut. Für den Gewässerschutz von Bedeutung sind zudem die Auswirkungen des ehemaligen Steinkohlebergbaus im Ruhr- und Saargebiet und des ehemaligen Erzbergbaus im Erzgebirge, im Harz und in anderen Regionen Deutschlands. Die drei größten Braunkohlelagerstätten in Deutschland befinden sich im Rheinischen, im Lausitzer und im Mitteldeutschen Revier. Wirtschaftlich bedeutende Salzlagerstätten sind die großen Abbaugebiete in Hessen und Thüringen. Die Absenkung des Grundwasserspiegels im Tagebau hat gravierende Spätfolgen.

Bergbauaktivitäten können während der aktiven Phase, aber auch noch lange nach Ende des Abbaus zu erheblichen Auswirkungen auf Oberflächengewässer und Grundwasser führen. Bergbau bringt in vielen Fällen drastische Eingriffe in den natürlichen Wasserkreislauf mit sich. Besonders bei Tagebauen sind Absenkungen des Grundwasserspiegels erforderlich, die gravierende Auswirkungen auf angrenzende aquatische und terrestrische Ökosysteme haben können. Da Braunkohle in den deutschen Revieren teilweise schon seit mehr als 100 Jahren gewonnen wird, wird es auch nach Einstellung der Arbeiten noch Jahrzehnte dauern, bis sich der natürliche Grundwasserstand wieder eingestellt hat. Grundwasserabsenkungen im Zusammenhang mit dem Braunkohlebergbau sind auch der Grund dafür, warum das Grundwasser in Teilen der Flussgebiete Maas, Rhein, Elbe und Oder in einem „schlechten mengenmäßigen Zustand“ ist.

Der Steinkohlebergbau hat in Teilen des Ruhrgebietes zu großflächigen Bergsenkungen geführt. Würde der Grundwasserspiegel wieder seinen natürlichen Stand erreichen, würden große Flächen unter Wasser stehen. Daher sind kontinuierliche Grundwasserabsenkungen (Sümpfungen) erforderlich, um das Grundwasser ausreichend tief unterhalb der Geländeoberfläche zu halten (Polderung). Außerdem sind zum Beispiel die Umlegung oder Eindeichung von Gewässerläufen, Abflussregulierungen durch Querbauwerke und der Bau und Betrieb von Pumpwerken erforderlich.

Der Abbau von Kalisalz belastet Flüsse und Grundwasser In der Flussgebietseinheit Weser wird Kalisalz abgebaut. Neben den trockenen Salzabfällen, die aufgehaldet werden, wird ein Teil des in der Produktion anfallenden Salzabwassers bislang in den Untergrund versenkt, ein anderer Teil direkt in die Werra eingeleitet.

Untersuchungen haben ergeben, dass natürlich vorhandenes Wasser in den Gesteinsporen mit Anteilen von versenktem Salzwasser in höhere Grundwasserstockwerke oder an die Oberfläche gelangt. Zum Teil fließt es dann als diffuser Eintrag in die Werra. Zudem besteht die Sorge, dass durch Salzeinträge Grundwasserleiter verunreinigt werden. Der Erzbergbau in der Flussgebietseinheit Weser wurde 1930 weitgehend eingestellt. Die letzte Mine schloss 1992, dennoch ist die diffuse Schwermetallbelastung aus dem Harz eine signifikante Gewässerbelastung in den Teilräumen Leine und Aller der Flussgebietseinheit Weser. Ursache hierfür sind Austräge aus Abraumhalden, von belasteten Auenböden und aus metallhaltigen Flusssedimenten.

Nach der Stilllegung von Bergbaugebieten stellt sich oftmals die Frage, was mit den großflächig und stark überformten Landschaften geschehen soll. Die „Folgelandschaften“ des Lausitzer und Mitteldeutschen Reviers werden in eine künstliche Seenlandschaft mit 46 Seen und einer Wasserfläche von rund 25.000 Hektar umgestaltet und als Erholungsgebiet genutzt. Dafür müssen die Tagebaurestlöcher schnell und konstant mit Flusswasser gefüllt werden. Das wiederum zieht große Wassermengen aus den Oberflächengewässern ab.

Zudem enthalten die Abraumhalden oft schwefelhaltige Minerale, wie zum Beispiel Pyrit und Markasit, die in Kontakt mit Wasser stark sauer reagieren. Die Folge sind häufig Seen, die extrem saure pH-Werte von 2 bis 4 aufweisen und damit zunächst von jeglicher Nutzung ausgeschlossen sind, wie beispielsweise der Scheibe See in der Nähe von Hoyerswerda. Er wurde mit Grundwasser geflutet und hatte einen pH-Wert von 2,9. Mit Branntkalk wird der See behandelt und dadurch für die touristische Nutzung neutralisiert. Damit gelang es bereits, viele Naherholungsgebiete und wertvolle Refugien für seltene Tier- und Pflanzenarten in ehemaligen Tagebaugebieten zu schaffen.

Auswirkungen auf die Gewässer

Eutrophierung (Nährstoffüberversorgung) Alle Pflanzen benötigen für ihr Wachstum Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor. Auch wenn bei der Vermeidung von Einträgen bereits viel erreicht wurde, führt der noch immer zu hohe Eintrag an Nährstoffen aus der Landwirtschaft und aus Kommunen über Kläranlagen in vielen Gewässern zu einem verstärkten Algen- oder Wasserpflanzenwachstum. Nachts kommt es dann zu einem hohen Verbrauch an Sauerstoff. Sterben diese Algen oder Wasserpflanzen ab und sinken zu Boden, werden sie dort von Mikroorganismen zersetzt. Für den Zersetzungsprozess verbrauchen die Mikroorganismen, ähnlich wie für organische Belastungen wie zum Beispiel durch Fäkalien, viel Sauerstoff. Sauerstoff ist jedoch für alle Wasserorganismen lebensnotwendig.

Ein Sauerstoffmangel im Gewässer wirkt sich daher immer negativ auf Kleinlebewesen und Fische und damit auf das ökologische Gleichgewicht aus und kann im Extremfall tödlich sein. Die Folgen erhöhter Nährstoffeinträge treten auch in den Meeren, wie der Nord- und Ostsee, auf. An den Küsten werden sie durch Algen am Strand oder durch Schaumentwicklung deutlich. Schaum entsteht, wenn bei der mechanischen Zerstörung der Algen durch Wellenschlag die Zelleiweiße freigesetzt und „zu Schaum geschlagen“ werden. Daneben sind auch eine verringerte Sichttiefe im Wasser, eine eingeschränkte Tiefenverbreitung der Makrophyten, Sauerstoffmangel, eine Beeinträchtigung des Zoobenthos sowie Fischsterben mögliche Folgen. In Seen können erhöhte Nährstoffkonzentrationen zur Massenentwicklung von Blaualgen führen, die potenziell toxisch sind.

Sie führen durch die Eintrübung zu einer gefährlichen Minderung der Sichttiefe und bilden zudem gesundheitsschädliche Giftstoffe, die beim Baden zu Hautausschlag und bei Verschlucken des Wassers zu Durchfallerkrankungen führen können. Von starker Blaualgenbildung betroffene Seen müssen daher für Badende gesperrt werden. Auch die Aufbereitung von Oberflächenwasser zu Trinkwasser kann durch die Giftstoffe von Blaualgen erschwert werden. Im Grundwasser reichert sich vor allem der aus dem Boden stammende Stickstoff als Nitrat an. Erhöhte Nitratgehalte beeinträchtigen die Ökologie der Gewässer sowie die Trinkwasserqualität und können damit ebenso zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Auch gelangt das mit Nitrat belastete Grundwasser in diejenigen Oberflächengewässer, die aus dem Grundwasser gespeist werden.

Schadstoffeinträge 37 Der Eintrag von Schadstoffen in die Gewässer erfolgt vor allem über Einleitungen aus Kläranlagen von Industrie, Gewerbe und Kommunen, aber auch durch diffuse Einträge von landwirtschaftlich genutzten Flächen, aus der Schifffahrt oder aus dem Bergbau. Zu den wesentlichen Schadstoffen zählen Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel. Sogenannte Mikroschadstoffe wie Arzneimittelrückstände und Hormone werden durch häusliche Abwässer in die Gewässer eingetragen, da sie in Kläranlagen nicht vollständig entfernt werden. Manche Schadstoffe sind nur sehr schwer oder nicht abbaubar. Sie lagern sich häufig im Sediment ab, wo sie unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise bei Hochwasserereignissen, auch wieder freigesetzt werden und in den Wasserkreislauf und die Nahrungskette gelangen.

So können sich beispielsweise hohe Konzentrationen an Quecksilber in Fischen über die Nahrungskette anreichern. Schadstoffe können über oberirdische Gewässer und durch Auswaschung aus belasteten Böden in das Grundwasser gelangen. Hohe Konzentrationen an Pflanzenschutzmitteln und auch Rückstände von Tierarzneimitteln finden sich beispielsweise im Grundwasser landwirtschaftlich intensiv genutzter Regionen. Verunreinigungen im Grundwasser sind vor allem dann problematisch, wenn es sich um Stoffe oder Belastungen handelt, die in der Natur nicht vorkommen, für die menschliche Gesundheit oder die Gewässerökologie gefährlich sind oder im Grundwasser nicht beziehungsweise nur sehr langsam abgebaut werden. Verunreinigtes Grundwasser lässt sich – wenn überhaupt – meistens nur über lange Zeiträume wieder sanieren. Grundwasser soll aber stets als Trinkwasserressource geeignet sein und die Oberflächengewässer nicht belasten.

Sinkende Grundwasserstände 39 Hohe Wasserentnahmen beispielsweise durch den Bergbau, aber auch eine potenzielle Übernutzung der Ressource Grundwasser zur Trink- oder Brauchwassergewinnung lassen die Grundwasserspiegel sinken. Ist die Grundwasserneubildungsrate geringer als die Entnahme, kommt es zur Grundwasserabsenkung. Diese hat Folgen für die vom Grundwasser abhängigen Ökosysteme, vor allem Auen, aber auch für die Grundwasserqualität. Grundwasser ist auch in Deutschland ein lebenswichtiges und unverzichtbares Gut. Für über zwei Drittel der Bevölkerung wird Trinkwasser aus Grundwasser aufbereitet. Wie der Wasserverbrauch ist auch die Grundwasserförderung seit Jahren rückläufig.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sank die jährliche Grundwasserförderung für die öffentliche Trinkwasserversorgung von 1990 bis 2010 von 4,79 auf 3,53 Milliarden Kubikmeter. Neben den 3,53 Milliarden Kubikmeter Grundwasserförderung der öffentlichen Trinkwasserversorgung entfielen im Jahr 2010 auf den Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden 1,21 Milliarden Kubikmeter, auf das verarbeitende Gewerbe 0,76 Milliarden Kubikmeter, auf die Energieversorgung 0,12 Milliarden Kubikmeter und auf die übrigen Wirtschaftszweige einschließlich Landwirtschaft 0,22 Milliarden Kubikmeter.

Mit einer Gesamtförderung an Grundwasser (einschließlich Quellwasser) von 5,84 Milliarden Kubikmeter wurden demnach 2010 in Deutschland rund 12 Prozent des durchschnittlich neu gebildeten Grundwassers von 48,2 Milliarden Kubikmeter genutzt. Neben der möglichen Beeinflussung der Grundwasserstände durch die verschiedenen Nutzungen kann auch der Klimawandel das Grundwasser beeinflussen. Vor allem in der fernen Zukunft bis zum Ende des Jahrhunderts können Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit spürbar werden. Die Wasserverfügbarkeit reduziert sich möglicherweise insbesondere im Osten Deutschlands durch eine abnehmende Grundwasserneubildung.

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