Uranabbau in Namibia

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Um in Zukunft mit der weltweit wachsenden Bevölkerung zurechtzukommen, gehört Wasser neben Energie und Landwirtschaft zu den drei größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Werden wassersparende Technologien in großem Umfang eingesetzt, ist es als Chance zu sehen, die Probleme der weltweiten Wasserknappheit in den Griff zu bekommen. Die Technologien sind bereits heute größtenteils vorhanden. Es kommt nun darauf an, sie umzusetzen und anzuwenden. Doch obwohl die Wasserknappheit ein Thema in Politik, Medien und Gesellschaft ist, wird Wasser an vielen Orten unsinnig verschwendet und fahrlässig verschmutzt.

Wir zeigen an einigen Beispielen, dass der größte Feind des Wassers der Profit ist. Doch nicht nur das Streben nach Profit verursacht Wasserverschwendung, sondern auch die Bequemlichkeit und Sorglosigkeit der Menschen tut ihr Übriges. Solange das Wasser aus dem Hahn kommt, macht sich kaum einer Sorgen.

Golfplätze und Erdbeeranbau in Spanien


Golfplatz-WasserverlustDas schöne Urlaubsland am Mittelmeer leidet unter extremem Wassermangel. Trotzdem wird in zwei Bereichen sorglos mit dem Wasser umgegangen. Einer der großen Verbraucher von Wasser sind die zahlreichen Golfplätze. Natürlich ist es schön, eine gepflegte Partie Golf zu spielen, doch ausgerechnet in einer der wasserärmsten Regionen Europas diesen Freuden nachzugehen, ist unvernünftig. Golfplätze sind nämlich regelrechte Wasserschlucker. Für die Bewässerung eines einzigen Golfplatzes ist eine Menge an Wasser notwendig, die für den Bedarf einer kleinen Stadt mit 15.000 Einwohnern reicht. Mit über 300 Golfplätzen in ganz Spanien kommt so einiges an Wasser zusammen. Wenn dabei noch bedacht wird, dass die Golfplätze nur in der Urlaubssaison einigermaßen ausgelastet sind und in der restlichen Zeit kaum bespielt werden, kann von unsinniger Wasserverschwendung gesprochen werden. Nicht nur die Hotelanlagen bieten Golfplätze für ihre Gäste, auch der massive Wohnungsbau hat viele Golfplätze entstehen lassen. Der Bauboom in Spanien war gigantisch, bevor die weltweite Immobilienblase durch die faulen Kredite die Finanz und Wirtschaftskrise auslöste. Das Paradoxe an der ganzen Sache ist, dass Wohnungen oder Häuser, die an einen Golfplatz angeschlossen sind, bis zu 20 Prozent teurer verkauft werden können. Da liegt es auf der Hand, Golfplätze anzulegen, um eine Wertsteigerung der Immobilien zu erzielen. Spanien ist mit der Wasserverschwendung durch Golfplätze in bester Gesellschaft. Andere Mittelmeerländer, in denen Wasser ebenfalls ein kostbares Gut ist, werden für den boomenden Tourismus geopfert. Allein in der Türkei sind 100 neue Golfplätze in Planung.

FruchtDer zweite Bereich, in dem Spanien Wasser unverhältnismäßig verbraucht, ist in der Landwirtschaft zu finden, genauer um den Anbau von Erdbeeren. Der „World Wide Fund For Nature“ (WWF) rät, beim Kauf von Erdbeeren aus Spanien etwas kritischer zu sein, denn wer zwischen Januar und April auf die köstliche Frucht nicht verzichten will, beteiligt sich an der Umweltzerstörung Spaniens. Nach Meinung des WWF hat der Anbau katastrophale Folgen für die Feuchtgebiete im Süden des Landes. Etwa 95 Prozent der spanischen Erdbeeren werden in einem 5.000 Hektar großen Gebiet in unmittelbarer Nähe des Nationalparks Coto de Doñana angebaut. Der auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes stehende Nationalpark leidet stark unter dem Durst der Erdbeeren, die pro Kilo etwa 115 Liter benötigen. Der Grund hierfür liegt in den illegal gebohrten Brunnen, welche das spanische Umweltministerium auf etwa 500.000 Stück beziffert. Dadurch ist die Versorgung mit frischem Wasser in den Feuchtgebieten um die Hälfte zurückgegangen. Felipe Fuentelsaz vom WWF erklärte gegenüber 3sat: „Jedes Jahr kommen Millionen von Zugvögeln hierher.

Das Wasser ist für sie sehr wichtig. Auch Reptilien, Amphibien, und Pflanzen sind bedroht, sie brauchen das Wasser zum Überleben. In den letzten Jahren haben wir viele Pinien an landwirtschaftliche Kulturen verloren. Wir hatten in dieser Zeit 15 Waldbrände. Was vorher Naturgebiet war, ist in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt worden.“ Jährlich werden rund 330.000 Tonnen Erdbeeren angebaut, von denen 50 Prozent exportiert werden. Hauptabnehmer sind Frankreich und Deutschland und somit ist auch die von uns verursachte Nachfrage nach den süßen Früchten mitschuldig an der Wasserverschwendung.

Nach Kalifornien ist Spanien zum größten Erdbeeranbaugebiet der Welt geworden. Der Anbau der durstigen Früchte lohnt sich, denn die Erdbeerbauern gehören zu den reichsten in ganz Spanien. Möglich machen es die EU-Subventionen, die allerdings einen beträchtlichen Anteil an der Wasserverschwendung haben. Da es in Spanien zu einer Überproduktion von Erdbeeren gekommen ist, können die Märkte nicht alles aufnehmen. Daher werden Teile der Ernte vernichtet, um die Preise zu stützen. Ein absoluter Wahnsinn. Wie lange Spanien noch über seine Verhältnisse in Sachen Wasser leben kann, ist nur eine Frage der Zeit. Findet nicht bald ein Umdenken statt, trocknet das Land aus. Einen Beitrag kann jeder selber leisten. Verzichten Sie auf Erdbeeren außerhalb der Saison.



Wasserleitungen in London

LondonIn London begann Wasser zu einem Thema zu werden, als die Wasserversorgung privatisiert wurde. Die Stadt wird von 32.000 Kilometer Trinkwasserleitungen und 64.000 Kilometer Abwasserleitungen durchzogen. Das Versorgungsnetz ist marode und verfällt immer schneller. Kein Wunder, gehört das Londoner Leitungsnetz zu den ältesten der Welt. Ein Großteil ist noch aus der viktorianischen Zeit, also aus dem 19. Jahrhundert. Täglich versickern 900 Millionen Liter Wasser in London. Das sind etwa 30 Prozent des Wassers, das durch das Leitungsnetz fließt. London ist mit dem Wasserverlust Spitzenreiter aller Industrienationen. Regelmäßig beschweren sich Unternehmen und Privatpersonen, dass kaum oder gar kein Wasser aus dem Hahn kommt. Das ganze Dilemma begann 1989, als unter Margaret Thatcher die Thames Water Utilities Ltd. als Aktiengesellschaft gegründet wurde.

Die Absichten waren löblich, denn durch die privaten Investoren sollte Kapital für die Modernisierung der Leitungen erwirtschaftet werden. Daher befreite die Regierung das Unternehmen auch von allen Gewinnsteuern. Das brachte auch RWE auf den Plan und so kaufte das Essener Unternehmen 1999 das derzeit umsatzstärkste Wasser- und Abwasserunternehmen der Welt. Dies sollte für RWE der Eintritt in das globale Wassergeschäft werden. Zunächst waren auch fast alle glücklich. Der Aktienkurs stieg, der Wasserpreis stieg, die Gewinne stiegen und somit auch die Gehälter der Manager. RWE konnte mit den Gewinnen von Thames Water seine Expansion in Asien, Australien, Afrika, den USA, Kanada und Südamerika finanzieren. Auf der Strecke blieben die Londoner Einwohner, die Wasser sparen, mit schwankendem Wasserdruck leben und trotzdem die Preiserhöhungen in Kauf nehmen mussten.

Das Leitungssystem von London wurde kaum modernisiert. Stattdessen wurden neue Wasserreservoire am Unterlauf der Themse zwischen London und dem Meer errichtet. Damit kann mehr Wasser in das Leitungssystem geleitet werden, um die Wasserverluste auszugleichen. Dadurch verschlechtert sich jedoch die Wasserqualität, denn am Unterlauf besteht die Themse zu 25 Prozent aus Abwässern aus London und den umliegenden Städten. Die Kläranlagen filtern zwar das Abwasser, doch bei starken Regenfällen ist die Kanalisation überlastet und die Abwässer werden an den Kläranlagen vorbei mithilfe großer Pumpen direkt in die Themse geleitet. Dies geschieht rund 50 Mal im Jahr. Neben den Trinkwasserleitungen sind auch die Abwasserkanäle undicht. Die großen Sammelkanäle wurden im 19. Jahrhundert mit Ziegeln errichtet, die durch die Erschütterungen der öffentlichen Verkehrsmittel und den Straßenverkehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Durch das undichte Abwassersystem gelangt ungeklärtes Abwasser in den Boden.

Thames Water ist von allen Unternehmen Englands am häufigsten wegen Umweltdelikten belangt worden. Doch die Geldbußen sind kaum der Rede wert im Gegensatz zu den teuren Investitionen, die in das Leitungsnetz fließen müssten. Die RWE stand in der Presse angesichts der Preiserhöhungen von 26 Prozent in den Jahren 2005 und 2006 unter Beschuss, denn es wurde 2005/2006 ein Rekordgewinn von 504 Millionen Euro erwirtschaftet und kaum in das Leitungsnetz investiert. RWE hat Thames Water 2006 wieder verkauft und nun muss der neue Betreiber diese gigantische Wasserverschwendung der englischen Hauptstadt in den Griff bekommen.



Uranabbau in Namibia

UranabbauWie schon zu Anfang erwähnt, benötigt die wachsende Industrialisierung und die zunehmende Weltbevölkerung immer mehr Energie. In dem uranreichen afrikanischen Land Namibia ist es nicht anders. Es wird immer mehr Energie und Wasser benötigt, um den Bedarf der Uranminen für den Abbau zu decken. Ironischerweise wird in Namibia mit dem Uranabbau ein Brennstoff produziert, der anderen Ländern Energie liefert und den sie exportieren. Da der Uranabbau diese Ressourcen intensiv nutzt, hat Namibia selbst kaum Energie und ausreichend Wasser für die Bevölkerung übrig. Zur Zeit werden jeweils eine Uranmine von Rössing Uranium und Langer Heinrich betrieben. Die Unternehmen Areva und Bannerman erhielten Lizenzen, so dass in Zukunft noch mehr Uran in Namibia abgebaut werden wird. Das Unternehmen Rössing betreibt nach eigenen Angaben im Aktionärsbericht 2009 die größte Uranmine der Welt mit einer Produktion von 4.150 Tonnen. Bis 2015 sollen jährlich 5.700 Tonnen abgebaut werden.

Die Mine Langer Heinrich liegt im geschützten Namib-Naukluft-Park und baute 2009 etwa 1.108 Tonnen ab. Namibia ist der viertgrößte Lieferant für Uran weltweit und produziert durch die beiden Betreiber rund 5.300 Tonnen Uran jährlich. Da in dem abgebauten Erz nur geringe Mengen an Uran enthalten sind, fallen pro Tonne Uran zwischen 30.000 und 40.000 Tonnen radioaktiver Abfälle in flüssiger und fester Form an. Diese werden einfach oberirdisch gelagert, obwohl das Abfallerz noch über 80 Prozent der Radioaktivität enthält. Durch den Regen gelangen die löslichen radioaktiven und toxischen Stoffe in den Boden, das Grundwasser und die Flüsse. Zudem werden für das Auswaschen von Uran extrem große Wassermengen benötigt. Das kontaminierte Wasser gelangt ebenfalls in die Böden und führt seinen Weg bis in das Grundwasser und die Flüsse fort. Für den Prozess der Umwandlung von Uran zu Uranoxid (U308) muss das Wasser zudem Trinkqualität besitzen.

Während der Bevölkerung und der übrigen Industrie das Wasser ausgeht, verbrauchen die beiden Minen derzeit 5 Millionen Kubikmeter im Jahr. Sollten die geplanten Minen noch dazukommen, steigt der Verbrauch voraussichtlich auf 60 Millionen Kubikmeter. Die Bevölkerung leidet unter Wassermangel und die Minenbetreiber schöpfen aus dem Vollen, und dazu teilweise in Trinkqualität. Übrig lassen die Minen Abbaustoffe, die hochgiftig sind, das Grundwasser verseuchen und die Natur für Jahrhunderte zerstören. Im trockenen Namibia ist Wasser kostbar und wird dennoch massiv für den Uranabbau genutzt und vergiftet.

Die Menschen in Namibia haben selbstverständlich nichts von den Einnahmen aus den Minen und ihre Kinder erben ein vergiftetes und wasserarmes Land. Da hilft es auch nicht, dass Areva Entsalzungsanlagen baut, die frisches Wasser produzieren sollen, um den Bedarf für die Minen und die Bevölkerung zu decken. Denn die Bevölkerung muss das Wasser vom Minenbetreiber Areva bezahlen. Erst haben die Minenbetreiber also die natürlichen Ressourcen bis zum Ende ausgebeutet und nun entsalzen sie das Meerwasser, das die von Armut gebeutelte Bevölkerung bezahlen muss. Wer sich das nicht leisten kann, wird notgedrungen auf das vergiftete Grundwasser zurückgreifen müssen.



Israels tropische Früchte

Tropen FruchtIsrael leidet nicht erst heute unter Wassermangel. Schon in den 80er Jahren wurden Kampagnen zum Wassersparen durchgeführt. Dennoch lebte Israel über seine Verhältnisse und verbrauchte mehr Wasser, als die natürliche Regeneration der Grundwasserreservoire lieferte. Alle drei Hauptwasserquellen, das Jordanbecken, die Grundströme der Westbank und die Grundwasservorkommen entlang der Mittelmeerküste, sind bis aufs äußerste ausgebeutet worden. Da Israel sein Süßwasser zu 98 Prozent nutzt, verliert das Wasser stark an Qualität. Neben dem stetig wachsenden Verbrauch der Bevölkerung und der Industrie wird viel Wasser in der Landwirtschaft verbraucht. Zwar werden 70 % des städtischen Abwassers aufbereitet und der Landwirtschaft zugeführt. Dennoch verbraucht die Landwirtschaft 50 % des gesamten jährlichen Wasserbedarfs des Landes und ein Teil des Wassers für die Landwirtschaft geht Israel für immer verloren.

Beispielsweise der Anbau von Orangen benötigt enorme Mengen an Wasser. Ein Teil des Wassers bleibt in der Frucht und gelangt nicht mehr zurück in das Grundwasser oder die Flüsse. Somit verkauft Israel praktisch seine knappe Ressource Wasser in Form von Früchten für einen niedrigen Preis an andere Länder. Dass die Landwirtschaft zudem in einem Wüstenstaat mehr Wasser benötigt als in einem gemäßigten Klima, versteht sich von selbst. Daher ist es noch unbegreiflicher, dass Israel so viele tropische Früchte für den Export anbaut und die Landwirtschaft dabei nur zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Der Verbrauch von Wasser für den Anbau und der Profit für das Land stehen in keinem vernünftigen Verhältnis. Durch die Landwirtschaft wird nicht nur das Wasser in andere Länder exportiert, sondern die künstliche Bewässerung der Felder führt zu einer Verschlechterung der Wasserqualität durch Versalzung.

Durch die Versalzung kommt es auch zum Phänomen der blauen Babys. Säuglinge, die das salzhaltige Wasser trinken, haben einen hohen Nitratgehalt im Blut. Dadurch bekommen sie Atemnot, was dazu führt, dass sie blau anlaufen. Die große Wasserverschwendung der vergangenen Jahrzehnte hat in Israel seine Spuren hinterlassen. Der Meeresspiegel des Toten Meeres sinkt jedes Jahr um einen Meter. Innerhalb der letzten 20 Jahre ist die Oberfläche des Toten Meeres um ein Drittel kleiner geworden und die Küste ist eine einzige Salzkruste. Restaurants und Hotels, die vor Jahren noch in Strandnähe lagen, sind heute weit vom Wasser entfernt. Das Kibbuz „Ein Gedi“ lag 1985 noch direkt am Toten Meer und ist heute 1,5 Kilometer davon entfernt. Der Hauptzufluss des Toten Meeres, der Jordan, ist ebenfalls nur ein Rinnsal. In den 60er Jahren flossen noch jährlich 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser ins Tote Meer.

Heute kommen gerade noch 10 Prozent, etwa 130.000 Kubikmeter, an. Dem See Genezareth geht es ebenfalls nicht viel besser. Der Wasserstand sank zwischendurch bis zur roten Linie, bei der nicht mehr weiter abgepumpt werden darf. Kurzzeitig sank der Pegel sogar bis zur schwarzen Linie, bei der mit einer totalen Versalzung zu rechnen ist, sollte der Pegel länger so niedrig bleiben. Solch ein Wasser ist dann nicht einmal für die Landwirtschaft zu gebrauchen. Im Sommer 2008 leitete die Regierung unter dem Slogan „Von Rot zu Schwarz“ Sparmaßnahmen ein und seither wird Wasser in Israel immer teurer. Parkanlagen und private Gärten dürfen in den Sommermonaten nicht gegossen werden und selbst die Landwirtschaft muss Kürzungen der Wassermengen in Kauf nehmen. Inwieweit diese Maßnahmen den totalen Kollaps verhindern, bleibt abzuwarten. Es ist auf jeden Fall fünf vor Zwölf in Israel.

Die Regierung versucht, zusätzlich mit dem Bau von Entsalzungsanlagen der drohenden Katastrophe entgegenzuwirken. Dass die Landwirtschaft auch andere Wege gehen könnte, zeigt das Kibbuz Tzuba in den Bergen von Jerusalem. Früher verbrauchte das Kibbuz für den Anbau von Kiwis 100 Kubikmeter Wasser pro Hektar Anbaufläche. Später baute das Kibbuz Äpfel an, um den Verbrauch auf 75 Kubikmeter zu senken. Mittlerweile verbraucht Tzuba nur noch 20 Kubikmeter pro Hektar – mit dem Anbau von Weintrauben. Heute verkauft das Kibbuz Tzuba acht Sorten Wein anstatt Kiwis. Dennoch muss festgehalten werden, dass in Israel 50 Prozent des Wassers derzeit immer noch für die Landwirtschaft verschwendet werden, die nur zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht.



Viva Las Vegas

Las VegasBeim Wasserverbrauch pro Kopf von 1.730.000 Litern sind die USA der absolute Spitzenreiter. Im Vergleich dazu sind die Deutschen mit 460.000 Litern sogar sparsam. Besonders verschwenderisch mit Wasser ist die Glitzermetropole Las Vegas. Einwohner und Unternehmer haben lange Zeit nicht über den Verbrauch nachgedacht. Grüner Rasen in den Vorgärten, Swimmingpools in fast jedem Haushalt, grüne Parks der Hotelanlagen, riesige Springbrunnen und 40 Millionen Touristen jährlich zapfen die natürlichen Reserven der Wüstenstadt an. 90 Prozent des Verbrauchs werden aus dem Stausee Lake Mead gewonnen, der zuletzt 1999 bis oben hin gefüllt war. Seit dieser Zeit ist der Pegel um 30 Meter gesunken, was an der weißen Salzkruste an den roten Steilwänden deutlich zu erkennen ist. Die 30 Meter entsprechen in etwa der Hälfte der ursprünglichen Wassermenge. Die anhaltende Dürreperiode der vergangenen Jahre wird den Wasserspiegel weiter sinken lassen. Lange Zeit machte sich keiner Sorgen um den fallenden Pegel des Lake Mead. Als Präsident Roosevelt den Hoover-Staudamm 1935 einweihte, lag der Wasserstand nur ein einziges Mal unter der Mindestmarke von 1.130 Fuß unter dem Meeresspiegel.

Der Hoover-Staudamm ist die letzte Staustufe des Colorado River zum Lake Mead. Die vielen und hohen Niederschläge in den siebziger und achtziger Jahren füllten die Reservoirs wieder auf und das System schien perfekt. Doch keiner konnte ahnen, dass Las Vegas zur schnellstwachsenden Metropole der USA werden würde. 1930 lebten gerade einmal 5.165 Einwohner in Las Vegas. Mitte der 80er Jahre startete dann ein Einwohnerwachstum von unglaublichem Ausmaß. Zwischen 1985 und 1995 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 186.000 auf über 368.000. Heute leben mehr als 1 Million Menschen in Las Vegas und bis 2015 wird eine weitere Verdoppelung erwartet. Und das alles an einem Ort, der Death Valley genannt wird wegen seiner heißen Tage, trockenen Landschaft und lebensfeindlichen Umwelt. Eigentlich gehören Menschen nicht in dieses unwirtliche Gebiet.

Zwar werden mittlerweile viele Maßnahmen zur Wassereinsparung getroffen, wie das Verbot zum Bau neuer Swimmingpools, wassersparende Duschen und Toiletten in den Hotels, festgelegte Zeiten zur Bewässerung der Gärten und Prämien für Hausbesitzer, die Kies mit Wüstenpflanzen im Garten pflanzen anstatt Rasen. Diese Maßnahmen haben auch zum ersten Mal seit Jahren den Wasserverbrauch der Stadt gesenkt, doch die rasch wachsende Bevölkerung wird logischerweise mehr Wasser benötigen. Deshalb will Patricia Mulroy, Chefin der Southern Nevada Water Authority, trotz der Maßnahmen nicht von Entwarnung sprechen. Vom Lake Mead sind nämlich auch andere Städte wie Los Angeles oder die umliegenden Farmer abhängig, die weiterhin Wasser in großen Mengen verbrauchen.

Die sollen laut Mulroy auch endlich beginnen, über Sparmaßnahmen nachzudenken. Während man die Farmer mit Geld überzeugen kann, die Ackerflächen brach liegen zu lassen, lassen sich die Stadtväter von Los Angeles nur schwer überzeugen. Wie brisant der Konflikt ist, zeigte sich im Jahre 2003. Am Neujahrstag wurden auf Anweisung aus Washington die Pumpen für die Leitungen nach Los Angeles gedrosselt. Damit sollte Los Angeles daran erinnert werden, dass dort knapp ein Viertel mehr Wasser verbraucht wird, als der Liefervertrag vorsieht. Doch Las Vegas wäre keine Zockermetropole, wenn sie nicht noch ein As im Ärmel hätte.

Sollten die Wasserressourcen verbraucht sein, werden einfach neue Quellen erschlossen. Es wird darüber nachgedacht, eine Pipeline in einen 500 Kilometer entfernten Nationalpark zu legen und von dort Wasser in die durstige Metropole zu pumpen. Naturschützer und Umweltverbände kündigen heftigen Widerstand an. Sie glauben, dass dadurch Pflanzen- und Tierarten gefährdet sind, wenn diese Region genauso ausgebeutet wird wie der Lake Mead. Zwar wird seitens Las Vegas beteuert, man wolle die Entnahmen sofort drosseln, sobald Schäden erkennbar sind, doch kein Politiker würde sich ernsthaft trauen, eine Abhängigkeit einer Gesellschaft von einer etablierten Wasserquelle abzustellen. Las Vegas – the show must go on.



Jeansproduktion in China

Abwasser ChinaDie schnell wachsende Wirtschaftsleistung Chinas in den letzten drei Jahrzehnten benötigte jede Menge Ressourcen – so auch Wasser. Da vor allem in den ländlichen Gebieten des riesigen Reiches Infrastrukturen fehlen, nehmen dort der Wasserverbrauch und die Verschmutzung riesige Ausmaße an. Wegen giftiger Industrieleitungen, die in Flüsse führen, und fehlender Kläranlagen sterben jährlich 66.000 Menschen durch verschmutztes Trinkwasser. China hat gleich zwei Probleme mit dem blauen Gold. Zu wenig Wasser, sowohl in den Großstädten als auch auf dem Land, und die starke Verschmutzung des Wassers. Die Textilindustrie ist hierbei einer der größten Umweltsünder. China hat es geschafft, zum größten Jeansproduzenten der Welt aufzusteigen. Der jährliche Umsatz wird auf einen zweistelligen Euro-Milliardenbetrag geschätzt. Den Preis dafür zahlen die Arbeiter und die Umwelt. Das Ballungszentrum der Textilindustrie ist in der Provinz Guandong, durch die der Perlfluss (Pearl River) fließt. Die Stadt Xintang in der Provinz Guandong gilt als Hauptstadt der Blue Jeans mit einer jährlichen Produktionsmenge von 260 Millionen Stück.

Noch vor zehn Jahren war Xintang eine Ansammlung mehrerer Dörfer, kleiner Seen und Felder. Heute stehen hier mehr als 5.000 Textilfabriken, die jeden Schritt bei der Produktion von Jeans abdecken. Produziert wird rund um die Uhr und die Arbeitsbedingungen sind menschenverachtend. Bei der herkömmlichen Textilproduktion wird die Kleidung erst gewebt und anschließend gefärbt. Bei der Produktion von Denim Jeans genau andersherum. Die Arbeiter legen das Garn ohne Schutzkleidung und Atemschutz in offene Färbewannen. Je dunkler der Stoff werden soll, desto mehr Chemikalien werden benötigt. Damit die Ballen die Farbe besser aufnehmen, kommt Ätznatron und Säure dazu. Dann wird der Stoff gewebt, zugeschnitten und zu einer Jeans zusammengenäht. Die Jeans kommt zur weiteren chemischen Behandlung in die Wäscherei.

In den riesigen Waschmaschinen wird mithilfe von Bleiche, Enzymen und Bimssteinen das Indigo gebrochen. Anschließend werden die Jeans zum Trocknen in einen Raum mit 40 Grad gebracht. Für den Vintage Look, also auf alt getrimmt, werden die Jeans mit Schleifmaschinen bearbeitet, die von der Decke hängen. Die Arbeiter müssen dies meist alles ohne Atemschutz oder Schutzkleidung machen. Genauso wie in Xintang wird in Gurao gearbeitet. Dort werden vor allem BH´s hergestellt, was der Stadt den Beinamen “the sexy city” einbrachte. Dort werden jährlich etwa 200 Millionen BH produziert. Alle Flüsse in der Provinz Guandong sind durch die Textilindustrie verseucht. Greenpeace hat mit dem Chemieexperten Mariah Zhao die Region von April bis September 2010 bereist.

In ihrem Bericht Intimate Pollution, der am 30. November in Peking veröffentlicht wurde, wurden die Ergebnisse zusammengefasst. Die Sediment- und Wasserproben, die in der Umgebung der beiden Städte genommen wurden, weisen hohe Mengen an Schwermetallen auf. Allein der Cadmiumgehalt überschreitet 128 Mal die Richtwerte. Kupfer und Blei sind ebenfalls in hoher Konzentration nachgewiesen worden. Neben den Schwermetallen gelangen durch das Bleichen, Waschen und Bedrucken von Textilien Unmengen gesundheitsschädlicher Dauergifte wie Nonylphenol, Octylphenol und perfluorierte Sulfonate (PFOS) in die Flüsse. Welche Gifte noch alles in den Gewässern enthalten sind, kann zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gesagt werden. Die Zeit zum Handeln ist jedenfalls längst da. „Es ist wichtig, dass China sich darüber klar wird, dass Xintang und Gurao nur Beispiele für das Gesamtproblem der schmutzigen Textilproduktion sind“, erklärt Chemieexperte Zhao. Denn Xintang und Gurao sind nur zwei von 133 Ballungszentren der Textilindustrie.



Milchkühe in Saudi-Arabien

KuhSaudi-Arabien ist ein wasserarmes Land, kann sich jedoch durch seinen Reichtum die Wasserversorgung durch den Einsatz von Entsalzungsanlagen leisten. Es war schon in den 80er Jahren klar, dass etwa 2020 die natürlichen Wasserreserven ausgebeutet sein würden. Daher investierte der Wüstenstaat in diese teure Technik und gewinnt heute mehr Wasser aus Entsalzungsanlagen als jede andere Nation der Welt. Doch auch die Saudis verschwenden ihr Wasser wegen der ansteigenden Nachfrage von Milch und Milchprodukten im eigenen Land. Mitten in der Wüste, etwa 100 Kilometer südöstlich von Riad, steht die Al-Safi-Molkereifarm. Dort herrschen durchschnittlich 40 Grad im Schatten. In den Wellblechhütten und unter Sonnensegeln stehen Holsteinische Friesenkühe und lassen sich duschen, denn Klimaanlagen versprühen kühles Wasser und reduzieren damit die Temperatur auf 26 Grad. Die mehr als 13.000 Milchkühe geben durch die Dusche genauso viel Milch wie Kühe auf den grünen Wiesen Europas. Als es die Kühlanlage noch nicht gab, fraßen die Kühe zu wenig und gaben dementsprechend weniger Milch.

Seit die Kühe geduscht werden, geben sie 35 statt 18 Liter am Tag. Auf dem 34 Quadratkilometer großen Gebiet arbeiten 1.300 Menschen. Bis zu 1.000 Kühe können in den 14 Melkanlagen zeitgleich gemolken werden. Um sich eine Vorstellung zu machen, wie groß die Molkerei ist, muss die Tatsache erwähnt werden, dass die Al-Safi-Farm 1998 im Guiness-Buch der Rekorde als größte Molkereifarm der Welt eingetragen war. Zu diesem Rekord kommt allerdings ein Negativ- Rekord, denn pro Liter Milch werden 3.500 Liter Wasser benötigt.

Neben der Kühlung wird nämlich vor allem Wasser für den Anbau von Futtergras in der Wüste benötigt. Die Brunnen sind teilweise 2.000 Meter tief, um noch die letzten Reste des Grundwassers anzuzapfen. Die Anbaufläche von 67 Quadratkilometern wurde sogar schon in eine andere Region verlagert, in der es noch Wasserreserven gibt. Es wird sogar mit dem Gedanken gespielt, entsalztes Wasser aus dem 360 Kilometer entfernten Dammam heranzuholen, um das Futtergras anzubauen, denn  in dem ölreichen Land sind die Energiekosten sowie die Lohnkosten niedrig. Paradoxerweise kostet die Milch für den Endverbraucher im Laden genauso viel wie importierte Milch.

Die sieben Beispiele aus der ganzen Welt zeigen deutlich, dass in vielen Bereichen Wasser immer noch unsinnig verschwendet und/oder verschmutzt wird. Technologien und Lösungen für diese Probleme sind vorhanden, doch oftmals sind die Kosten bzw. der Profitfaktor das Kriterium für diese katastrophalen Vorgehensweisen. Es bleibt zu hoffen, dass der bewusste Umgang mit der wichtigsten Ressource der Welt in den Köpfen der Entscheider Einzug findet und endlich ein globales Umdenken stattfindet.

 

 

 

 

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